Von einer, die in den Wald ging und Rinder & Pferde fand

Sehenswürdigkeiten NRW

Ein Wald, mit Rindern und Pferden, die darin weiden? Ich hatte keine Ahnung, dass es in NRW derartige Ausflugsziele gibt. Und das mitten im Naturpark Teutoburger Wald. Erstere sind nicht die typischen schwarzbunten Zeitgenossen, sondern echte schottische Hochlandrinder. Mit zotteligen Fell und weit ausladenden Hörnern.

Schottische Hochlandrinder sind markante und majestätische Tiere, die mit ihrem imposanten Erscheinungsbild die Waldweide im Naturpark Teutoburger Wald bereichern. Diese robusten Rinder zeichnen sich durch ihr zotteliges, wetterfestes Fell und ihre beeindruckenden, weit ausladenden Hörner aus. Mit einem ruhigen und gelassenen Charakter passen sie sich hervorragend an die natürlichen Gegebenheiten an und spielen eine Schlüsselrolle in der Bewirtschaftung der bewaldeten Flächen.

Mit einem dunkelbraunen Ochsen mache ich gleich nähere Bekanntschaft. Er schaut mich neugierig durch seine wirre Ponyfrisur an, kommt näher, schnüffelt mit seiner feuchten Nase, leckt über meine Hand und geht wieder. Seine Kumpels und Kolleginnen stehen verstreut im Wald, kauen und nehmen kaum Notiz von mir. Menschen in bunten Outdoor-Jacken sind in der Rinder-Community bekannt. Zweibeiner halt, die hier die Wanderwege bevölkern. Pfff, total uninteressant!

Die Pferde – genauer gesagt, die Exmoor-Ponys – bleiben ebenfalls eher auf Abstand. Die mittelgroße, englische Pferderasse gleicht Wildpferden. Und sie verhalten sich auch so: zielstrebig und selbstbewusst. Ein Tier mustert mich mit hoch erhobenem Kopf, um dann über den Weg zu galoppieren. Ein anderes schnuppert neugierig in meine Richtung und zieht sich dann wieder unter die Bäume zurück.

Sie durchstreifen die beweideten Gebiete und tragen maßgeblich zur Erhaltung der natürlichen Ökosysteme bei. Durch ihre Ursprünglichkeit und Anpassungsfähigkeit fügen sie sich harmonisch in die Waldweide ein und ermöglichen den Besuchern einzigartige Begegnungen.

Beweidungsgebiet Wistinghauser Senne im Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge

Was machen die Tiere im Wald? Früher war es üblich, dass Haustiere im Wald weideten. Das Nahrungsangebot war üppig. Was lag also näher, als die Herden dort fressen zu lassen? Aber Waldweiden gibt es in Deutschland schon lange nicht mehr. Bis 2011 im Naturpark das Projekt gestartet wurde, schottische Hochlandrinder in der Wistinghauser Senne anzusiedeln. Diese robusten Rinder trugen dazu bei, die natürliche Weidepraxis wiederzubeleben. Die positive Resonanz führte dazu, dass im Jahr 2015 auch die charismatischen Exmoor-Ponys in das Beweidungsgebiet integriert wurden. Durch dieses innovative Konzept entsteht eine harmonische Symbiose zwischen Mensch, Tier und Natur, die nicht nur die ursprüngliche Waldweide wieder aufleben lässt, sondern auch eine einzigartige Naturlandschaft schafft, die sich positiv auf die Biodiversität auswirkt.

Durch die Beweidung entsteht eine ganz besondere, wertvolle Naturlandschaft. Tritt und Verbiss sorgen dafür, dass ein eher offener, lichter, warmer Wald entsteht. Ideale Lebensbedingungen für seltene Pflanzen-, Tier- und Vogelarten.

Wer Ruhe sucht, findet sie hier

Ein Netz an Wanderwegen zieht sich durch das Beweidungsgebiet. Inmitten dieser natürlichen Oase kann man beim Wandern nicht nur den Körper in Bewegung setzen, sondern auch tief durchatmen und den Gedanken freien Lauf lassen. Wer Natur und Tiere mag, für den ist die Waldweide der perfekte Platz.

So große Lebewesen mitten im Wald zu sehen, ist man als Wanderer gar nicht mehr gewöhnt. Normalerweise mache ich schon einen Freudensprung (natürlich nur innerlich), wenn ich in der Ferne mal ein Reh sichte. Hier kann man in Ruhe die Herde beobachten – und das aus nächster Nähe! Ich kam mir vor, wie in längst vergangene Zeiten versetzt, als noch Wildpferde und Auerochsen die europäischen Wälder durchstreiften.

Waldmeditation

Die Kombination Natur plus Tiere ist einfach das beste Mittel, um inneren Abstand zu gewinnen. Ich kann mir keine bessere Kontemplation vorstellen, als mich – langsamen Schrittes – durch den Wald zu bewegen. Mich in die Nähe der Herde zu setzen und den Tieren beim Grasen und Kauen zuzusehen. Auf die Geräusche der Natur zu hören. Tief ein- und auszuatmen und nichts dabei zu denken.

Klar sind die imposanten Schottlandrinder eine Haustierrasse und die Ponys keine “echten” Wildpferde. Aber es hat trotzdem nichts zu tun mit “Ferien auf dem Bauernhof”, sondern fühlt sich durchaus wild an und ist eine sehr ursprüngliche Art, den Tieren zu begegnen.

Die Waldweide im Naturpark Teutoburger Wald bietet auch die ideale Kulisse für eine intensive Walderfahrung. Das sanfte Rauschen der Blätter, das Zwitschern der Vögel und der erdige Duft des Waldes schaffen eine Atmosphäre der Ruhe und Entspannung. Waldbaden, eine Praxis, die auf japanischem Shinrin Yoku basiert, fördert die Gesundheit und das Wohlbefinden durch bewusstes Eintauchen in die natürliche Umgebung.

Hier, umgeben von majestätischen Hochlandrindern und wilden Exmoor-Ponys, kann man die heilende Kraft des Waldes in ihrer reinsten Form erleben. Ein Spaziergang durch die beweideten Wälder wird so zu einer meditativen Reise, bei der die Sinne geschärft und der Stress des Alltags abgebaut wird. Waldbaden in der Waldweide des Naturparks Teutoburger Wald ist nicht nur eine Begegnung mit Tieren, sondern auch eine Begegnung mit sich selbst, die Körper, Geist und Seele in Einklang bringt.

Verhaltensregeln einhalten!

Ein respektvoller Umgang mit den Tieren ist essenziell, um die harmonische Begegnung in der Waldweide zu bewahren. Obwohl die Tiere in der Regel friedlich sind, ist es wichtig, ihre natürlichen Instinkte zu respektieren. Das bedeutet, dass Besucher darauf achten sollten, die Tiere nicht zu streicheln oder ihnen nachzulaufen.

Das Verweilen in angemessener Entfernung ermöglicht es, die Atmosphäre zu genießen, ohne die Herde zu stören. Ein ruhiges Verhalten wird oft mit purer Neugierde belohnt, und es kann vorkommen, dass sich ein Tier aus eigenem Antrieb nähert. Dennoch ist Vorsicht geboten, insbesondere im Hinblick auf die imposanten Hörner der Schottlandrinder. Manchmal schütteln und schwenken die Tiere unvermittelt den Kopf und dann kann es passieren, dass man unabsichtlich ein Horn um die Ohren gehauen bekommt. Durch das respektvolle Einhalten dieser Verhaltensregeln wird nicht nur die Sicherheit aller Beteiligten gewährleistet, sondern auch die einzigartige Wildheit und Ursprünglichkeit im Naturpark Teutoburger Wald bewahrt.

Hier gibt es alle Informationen zum NATURPARK TEUTOBURGER WALD/EGGEGEBIRGE.

Mehr Abenteuer mit Tieren? Wie wäre Schnorcheln mit Kegelrobben in der Bretagne?

Mehr Wildes NRW direkt vor der Haustür

Die Wisent-Welt in Bad Berleburg, ist ein faszinierendes Refugium, das sich dem Schutz und der Wiederansiedlung der imposanten Wisente widmet. Hier, im malerischen Rothaargebirge, hat ein aufwändiges Artenschutz-Projekt dazu geführt, dass Wisente erstmals seit über 200 Jahren wieder auf deutschem Boden heimisch sind.

Neben der komplett frei lebenden Herde bietet die Wisent-Welt auch ein großzügiges Schaugehege, das die natürliche Lebensweise der Tiere authentisch nachbildet. Anders als in einem Zoo werden die Wisente hier nicht zur Schau gestellt, sondern dürfen in einem weitläufigen, naturnahen Umfeld leben. Das heisst aber auch, dass man nicht selbstverständlich erwarten kann, die Tiere zu Gesicht zu bekommen.

Besucher haben die Möglichkeit, die majestätischen Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu erleben und einen Beitrag zum Erhalt dieser imposanten Art zu leisten. Die Wisent-Welt in Bad Berleburg ist somit nicht nur ein Ort der Begegnung mit einer beeindruckenden Tierart, sondern auch ein Zeugnis erfolgreichen Artenschutzes und der Bemühungen, die einstigen Könige der europäischen Wälder in ihre angestammten Lebensräume zurückzuführen.

Wir wollten dort eigentlich eine Vollmondwanderung machen. Wegen starken Regens ist das im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen. Einen kurzen Blick auf die Tiere konnten wir trotzdem erhaschen, was selbst im Dunklen sehr beeindruckend war.

Sehenswürdigkeiten NRW
Übernachtungstipp: Wer zum Schlafen in die Natur will, kann im (komfortabel ausgestatteten) Schäferwagen mitten im Wald übernachten.

Übernachtungstipp im modern umgebauten Schäferwagen

Wer das authentische Naturerlebnis vollends auskosten möchte, findet in der Nähe der Wisent-Welt eine einzigartige Übernachtungsmöglichkeit – zwei komfortabel ausgestattete Schäferwagen. Abseits von herkömmlichen Unterkünften ermöglicht der Schäferwagen eine nächtliche Verbindung zur umgebenden Natur. Mit rustikalem Charme und modernem Komfort ausgestattet, bietet er eine gemütliche Rückzugsmöglichkeit. Das leise Rascheln der Blätter und die Geräusche der Natur begleiten den Schlaf, während der Sternenhimmel durch das Blätterdach schimmert. Am nächsten Morgen gönnt man sich ein Frühstück auf der kleinen Terrasse des Wagens und schlürft den ersten Kaffee mit Blick auf den Sonnenaufgang.


Mein Fazit: Insgesamt bieten die wilden Begegnungen in den Wäldern von NRW eine einzigartige Möglichkeit, die Natur in ihrer Ursprünglichkeit zu erleben. Die Kombination aus schottischen Hochlandrindern, wilden Exmoor-Ponys und dem eindrucksvollen Wisent-Lebensraum sind eine spannende Ausflugskombination. Wer sich darauf einlässt, wird mit unvergesslichen Momenten belohnt und kann einen tieferen Einblick in die natürliche Vielfalt und Ursprünglichkeit der Region gewinnen


Offenlegung: Ich war ein Wochenende in Nordrhein-Westfalen unterwegs und es hat es mich begeistert, so viel Natur und Wildlife unmittelbar vor der Haustür zu entdecken. Zur #rauszeitlust-Tour wurde ich von Tourismus NRW eingeladen. Alle Ansichten sind meine eigenen. MerkenMerkenMerkenMerken

Comments 9
  1. Was für ein toller Bericht! Und zudem habe ich nun wieder ein neues Da-will-ich-unbedingt-hin-Ziel. Und ich habe was dazu gelernt, denn von diesen frei grasenden Rindern und Pferden habe ich bisher nichts gehört.
    Werde mit Sicherheit nun öfter auf Deinem Blog vorbeischauen und mir Anregungen holen (meiner ist noch im Aufbau…)
    Herzliche Grüße von
    Kerstin

    1. Liebe Kerstin, herzlichen Dank für Deine netten Zeilen. Der Ausflug dorthin lohnt sich in jedem Fall. Mir hat’s total viel Spaß gemacht. Toi, toi, toi für Deinen Blog & viele Grüße, Beatrice

  2. Das sieht nach einer tollen #Rauszeitlust Tour aus. Die Hochlandrinder sind ja total zutraulich!? Unsere auf Tour 1 haben sich eher auf Distanz gehalten. Schade, dass die Wisent-Wanderung ins Wasser gefallen ist. Die wäre sicherlich ein Highlight geworden.

    Viele Grüße
    Udo

    1. Ja, das fand ich auch mega-schade, dass das Wetter so schlecht war. Ich hatte mich auch total auf die Wanderung gefreut. Naja, kann man nichts machen… 😉 Liebe Grüße zurück!

  3. Welch schöne Bilder, welch schöne Erlebnisse! Das sieht sehr beeindruckend aus und zeigt mir wieder einmal, dass man gar nicht so weit gehen müsste, da auch unser nördliches Nachbarland sehr viel schöne Natur zu bieten hat! Liebe Grüsse, Miuh

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