Korallen züchten in der Karibik – Das BioRock-Projekt auf Curaçao

bedrohte Korallenriffe

Korallen züchten, geht das überhaupt? Was sich im ersten Moment anhört, wie ein schräges Hobby, ist vielmehr der Versuch, mit BioRock die weltweit stark bedrohte Korallenriffe als Ökosysteme zu erhalten, Schäden zu reparieren und die Regeneration zu unterstützen.

Als ich dann anfing, über Korallenriffe zu recherchieren, stieß ich auf unendlich viele Artikel, die schon vor Jahren vor der Gefährdung der Korallen gewarnt haben. Die Zerstörung ist schleichend und zieht sich jetzt schon über einen großen Zeitraum hin.

Was sind Korallenriffe?

Korallenriffe sind einzigartige und sehr komplexe maritime Ökosysteme, die eine ungeheuer große Anzahl sehr unterschiedlicher Lebewesen beherbergen. Das “Grundgerüst” dieses Lebensraumes sind die Korallen – winzige Nesseltiere, die an ihrem Fuß Kalk abscheiden.

Über eine lange Zeit entstehen so die beeindruckenden und vielfältigen Riffstrukturen, in denen sich die anderen Bewohner tummeln: Fische, Muscheln, Schnecken und jede Menge kleinster Organismen. Man geht davon aus, dass Korallenriffe zu den Gebieten mit der höchsten Artenvielfalt gehören.

Wie in jedem Ballungszentrum ist es praktisch, wenn man nützliche Nachbarn hat. Deshalb beherbergen Korallen Zooxanthellen auf ihrer Oberfläche. Das sind einzellige Algen, die Fotosynthese betreiben und die Korallen als Dankeschön für den Wohnraum mit Zucker und Stärke beliefern. Sie sind es auch, die in den tropischen Riffen für die faszinierenden Farben auf den Korallen sorgen.

Diese Nachbarschaftshilfe funktioniert so lange, wie das Meerwasser seine normale Temperatur behält. Aber durch den Klimawandel kommt es zum Anstieg der Meerestemperatur. Wird das Wasser zu warm, produzieren die Zooxanthellen Giftstoffe, was den Korallen schadet. Die vertreiben ihre toxisch gewordenen Mitbewohner, was sich in der Korallenbleiche zeigt, denn die Korallen an sich sind eher farblos. Die Nahrungsversorgung wird unterbrochen und wenn die Temperaturen sich nicht normalisieren und genug Zeit zum Regenerieren bleibt, sterben die Korallen langsam ab.

Warum sind Korallenriffe weltweit bedroht?

Wie schon oben erklärt, ist die Erderwärmung mit dem einhergehenden Temperaturanstieg des Meerwassers einer der Hauptfeinde der Korallen. Im gewissen Rahmen können die Korallen das kompensieren, wenn sie eine Symbiose zu anderen Algen mit einer höheren Temperaturverträglichkeit eingehen. Wie hoch diese Widerstandsfähigkeit ausfällt, ist allerdings noch nicht ganz klar.

Ein weiterer Gefahrenpunkt ist die langfristige Versauerung der Ozeane, denn Meereswasser nimmt CO2 über die Atmosphäre auf. Dadurch sinkt der ph-Wert – die Kalksubstanz von Korallen und anderen Schalentieren wird angegriffen, das Wachstum verlangsamt sich.

Hinzu kommen noch weitere Störfaktoren, die den Korallen das Leben schwer machen. Dazu zählen Fischfang und Tauchtourismus, sofern beides nicht auf ein sinnvolles Maß reglementiert wird und Umweltschutzvorgaben erfüllt werden müssen. Auch Überdüngung spielt eine Rolle, wenn Erde samt Dünger durch heftige Niederschläge ins Wasser gespült wird. Algen und Schwebestoffen überschwemmen den eigentlich nährstoffarme Lebensraum, trüben das Wasser und die Zooxanthellen bekommen zu wenig Licht für ihre Fotosynthese. Auch tropische Hurrikans, die in Folge der Klimaveränderungen öfter und heftiger auftreten, verwüsten mittlerweile ganze Riffe.

Warum sind Korallenriffe wichtig für den Menschen und die Umwelt?

Nach einer Schätzung des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) sind rund eine Milliarde Menschen auf Korallenriffe angewiesen – das sind etwa 15 % der Weltbevölkerung. Dazu zählen verschiedene wirtschaftliche und ökologische Faktoren:

  • Zahlreiche Fischarten und andere Meeresbewohner sind unmittelbar abhängig von Korallenriffen. Ein Verschwinden der Riffe würde den Fischfang stark beeinträchtigen und vielen Menschen ihre Existenzgrundlage entziehen.
  • Korallen schützen die Küsten vor Stürmen und Wellengang.
  • Eine intakte Natur lockt Touristen an, die wiederum einen beträchtlichen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung vieler Regionen haben.
  • Mit der wirtschaftlichen Bedeutung eines Naturraums wächst auch die Bereitschaft von Politik und Unternehmen, sich ernsthaft und nachhaltig für seinen Schutz einzusetzen.

Bedrohte Korallenriffe – Wie kann man sie schützen und in der Regeneration unterstützen?

Wie groß die Bedrohung für die Riffe genau ist und wie die Zukunftsprognosen aussehen, kann niemand genau sagen bzw. es gibt sehr unterschiedliche Einschätzungen. Es wird langfristig davon ausgegangen, dass die Riffe vom Äquator weg hin zu den Polen in kühlere Regionen wandern. Wissenschaftler hoffen dabei auf die Anpassungsfähigkeit der Korallen. Weil die Lebenszyklen von Korallen mit bis zu 100 Jahren sehr lang sind, wird das allerdings dauern. Vermutlich werden die Veränderungen und Anpassungsprozesse zeitlich und örtlich sehr unterschiedlich ausfallen.

Deshalb versuchen Forscher herauszufinden, wie sie bedrohten Korallenriffen konkret helfen können. In diesen Projekten geht es z. B. darum, Korallen gezielt anzusiedeln, um die Regeneration in geschädigten Bereichen zu beschleunigen oder die Natur zu unterstützen, neue Riffe zu aufzubauen.

Das BioRock-Projekt in Curaçao

Curaçao ist berühmt für seine schönen Korallenriffe und zieht deshalb viele Besucher an, die zum Tauchen und Schnorcheln kommen. Natürlich ist auch die Karibikinsel von der Zerstörung der Korallen betroffen und will deshalb mit langfristigen Maßnahmen dafür sorgen, dass diese wertvollen Ökosysteme erhalten bleiben.

Vor der Westküste von Curacao in der Nähe von Sun Rief Village on Sea wurde deshalb mithilfe der BioRock-Technologie ein Projekt zur Wiederherstellung des dortigen bedrohten Korallenriffs gestartet. Das Areal wurde von einem schweren Sturm zerstört und das Riff konnte sich danach nie wieder richtig erholen. Gemeinsam mit der Global Coral Reef Alliance – einer weltweiten Organisation zur Rettung von Korallenriffen – wurde die entsprechenden Installationen vorgenommen, damit dort wieder Korallen entstehen können.

Dazu wurden große Metallgitterkonstruktionen im flachen, sandigen Bereich des Riffs verankert. Die beteiligten Experten sammelten anschließend Korallenstücke, die auf natürliche Weise abgebrochen waren, und befestigten diese am Gerüst. Die Metallgitter stehen leicht unter Strom, um im Wasser eine Elektrolyse in Gang zu setzten. Dadurch lagern sich die Mineralien aus dem Meerwasser als Kalziumkarbonat auf dem Metall ab. Auf diesem Untergrund haben Korallen optimale Wachstumsbedingungen. Die Korallen vergrößern sich je nach Art bis zu fünfmal schneller als unter natürlichen Bedingungen. Gleichzeitig sind die so gezüchteten Korallen wesentlich widerstandsfähiger gegenüber schädlichen Umwelteinflüssen.

Wie bei einem natürlichen Riff zieht auch das BioRock-Riff mit wachsender Größe auch Fische und andere Meeresbewohner an, die das Kunstriff mit der Zeit in ein natürliches Unterwasserbiotop verwandelt.

Wie sehen die Prognosen für das künstliche Riff aus?

Es ist allerdings schwierig, vorherzusagen, wie lange es dauert, bis aus dem BioRock-Projekt ein erkennbares Korallenriff wird. Die Frage ist auch: „Erkennbar für wen?“ Fische erkennen die Konstruktion schon als Riff. Sie halten sich dort auf, jagen und ziehen Nachwuchs groß. Für Menschen ist das etwas anderes, weil sie die künstlichen Strukturen sehen. Bis die mit Korallen komplett überwachsen sind, dauert es vermutlich etwa 5 bis 10 Jahre.

Da es um die ABC-Inseln kein ähnliches künstliches Riff gibt, existieren keine Vergleichswerte. In Indonesien (wo es ein ähnliches Projekt gibt), waren die Strukturen nach 3 bis 5 Jahren bedeckt, allerdings gibt es dort auch andere Korallenarten und die Wasserqualität ist anders.

Mehr Informationen gibt es bei der Curaçao-BioRock-Foundation.

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