Schiff Ahoi! Die Mecklenburgische Seenplatte mit Hausboot & Kanu entdecken

Mit einem Hausboot die Mecklenburgische Seenplatte mit seinen unendlichen Seen und Kanälen zu erkunden, das war der Plan von Britta vom Looping Magazin und mir. Vor meinem inneren Auge sah ich uns schon in einer ruhigen Bucht ankern, womöglich bei gutem Wetter ins Wasser springen und die Naturkulisse genießen.

In der Tat war die Tour dann viel anstrengender, als anfänglich gedacht. Aber wir haben alles sehr gut hinbekommen und waren ziemlich stolz auf uns. Aber der Reihe nach…

Hausboot-Tour auf der Mecklenburgische Seenplatte

Was ist ein Hausboot?

Unter dem Oberbegriff “Hausboot” gibt es ganz unterschiedliche Bootstypen. Wir waren ursprünglich davon ausgegangen, dass wir mit einem Pontonboot unterwegs sind. Das sieht aus wie ein Floss, auf dem sich ein Ferienhaus befindet. Die Innenausstattung der Pontonboote, die wir im Hafen gesehen habe, war sehr clean und modern. Es macht sicher großen Spaß, so auf dem Wasser unterwegs zu sein. Allerdings sagte man uns, dass sich diese Boote nicht so gut steuern lassen und deshalb nicht so flexibel sind.

Unser Boot: Gruno 30 Classic Soraya

Wir waren aus dem Grund mit einer kleinen Motoryacht unterwegs, die sich sehr gut lenken lässt und durch ein Bug- und Heckstrahlruder bei kniffligen Manövern unterstützt wird. Vom Oberdeck gelangt man über eine steile Treppe in einen Wohnbereich mit Küche. Im Bug gibt es eine kleine Schlafkabine, eine Toilette und eine Dusche. Die Sitzgruppe in der Küche lässt sich zu einem weiteren Bett umfunktionieren. Typisch für ältere Boote war im Innenbereich sehr viel Holz verbaut und es wirkt alles ein bisschen “old school”. Modernere Schiffe sind eher schlicht und hell im skandinavischen Stil.

Boot fahren mit der Charterscheinregelung (ohne Bootsführerschein)

Für Boote über 15 PS gilt in der Mecklenburgischen Seenplatte die Charterscheinregelung. Das bedeutet, dass der Bootsvermieter vor Fahrtantritt eine circa 3-stündige theoretische und praktische Einweisung gibt. Dabei wird das Bootfahrens geübt und erklärt und man erfährt alles über sein Fahrzeug. Der Charterschein gilt jeweils für den Zeitraum des Urlaubs und muss jedes Mal, wenn man wieder ein Boot mietet, wiederholt werden.

Yachthafen Eldenburg

Üblicherweise muss man sich um 13 Uhr bei seinem Bootsvermieter einfinden, um den Crashkurs mitzumachen. Der theoretische Teil besteht aus einem Lehrvideo und einer Charterfibel. Der praktische Teil ist eine Fahrstunde mit einem einem Instruktor und das Erklären des Bootes und der wichtigsten Manöver.

In der Charterfibel steht dann auch ganz süffisant als Tipp, dass man auch mal die “Mädels” ans Steuer lassen soll. Die Bordfrauen sollen schließlich auch mal eine andere Erfahrungen machen dürfen, als nur auf dem Gasherd zu kochen. Und nein, das habe ich mir leider nicht ausgedacht.

Britta und ich haben den Charterschein gemeinsam gemacht, weil wir auch beide das Boot steuern wollten. Ich hatte noch nie im Leben ein Schiff gelenkt und fand es erst sehr gewöhnungsbedürftig.

Ein Boot reagiert aufgrund des Wasserwiderstandes erst mit einigen Sekunden Verzögerung. Mir ist dann auch der typische Anfängerfehler passiert, das Lenkrad zu stark einzuschlagen, weil sich das Boot nicht sofort in die gewünschte Richtung bewegt. Die Folge: Das Boot dreht viel zu stark. Wenn man es dann durch hektisches Gegenlenken wieder “korrigieren” will, übertreibt man es oft erneut und endet auf einem ungewollten Zickzackkurs.

Entspannt am nächsten Morgen: Nach dem Frühstück kann es losgehen…

Ich war zugegeben nach unserer Einweisung erst mal skeptisch und dachte: “Das kann ja heiter werden.” Die ganzen Instruktionen hatten bei uns auch so lange gedauert, dass es mittlerweile schon 19 Uhr war und wir unseren Trip nicht mehr starten konnten. Wir sind also ganz bequem im Yachthafen Eldenburg geblieben, haben an Bord gekocht und entspannt übernachtet, um dann am nächsten Morgen mit frischer Kraft zu starten.

Schiff ahoi in Richtung Plau am See

Vom Yachthafen Eldenburg fahren wir Richtung Westen auf dem Reeckkanal über Kölpinsee und Fleesensee nach Plau am See. Erst sehr vorsichtig und dann immer mutiger geht es auf unserer Route vorwärts. Je länger wir fahren, umso besser und entspannter wird auch das Gefühl für das Boot.

Wir wechseln uns beim Fahren ab und so hat jeder von uns zwischendurch auch mal die Gelegenheit. zu entspannen und die abwechslungsreiche Landschaft zu geniessen. Vor Anker gehen wir allerdings nicht, weil uns bei der kurzen Einweisung für den Charterführerschein gesagt wurde, dass wir das besser nicht machen sollen.

Auf dem Kölpinsee sehen wir am Nordufer das Wisentreservat im Naturschutzgebiet Damerower Werder. Tatsächlich ist sind einige Tiere beim Trinken am Ufer zu beobachten. Wir sind leider viel zu weit entfernt, um Bilder zu machen.

Unsere frisch erworbenen Fahrkünste werden an der Drehbrücke der Inselstadt Malchow auf eine erste Probe gestellt. Die schmale Durchfahrt ist alles andere als einfach. Jeweils zur vollen Stunde wird die Brücke geöffnet, um den Schiffen von beiden Seiten die Durchfahrt zu gewähren. Britta meistert jedoch die Passage mit Bravour.

Eigentlich sieht unser Programm vor, dass wir im Hafen von Plau am See übernachten. Weil wir aber am nächsten Vormittag unbedingt in den Bärenwald Müritz fahren wollen und wir wissen, dass im Yachthafen Eldenburg ein guter Anlegeplatz auf uns wartet, entscheiden wir uns, noch am selben Tag wieder zurück zu fahren. Insgesamt legen wir damit rund 60 Wasserstraßen-Kilometer am Stück zurück.

Dementsprechend müde und hungrig sind wir auch, als wir nach der langen Fahrt wieder im Hafen ankommen und erfolgreich das Boot rückwärts einparken. Wir machen noch einen kurzen Ausflug mit den Auto nach Waren, um am Hafen mit einem Sundowner auf unsere erfolgreiche Bootstour anzustoßen. Gekocht wird anschließend in der Bootskombüse und wir genießen das Gemüse-Curry und den wohlverdienten Wein bei uns an Deck.

Ausflugstipps für die Mecklenburgische Seenplatte

Es lohnt sich, die Region nicht nur zu Wasser zu erkunden. Wir machen uns am nächsten Tag an Land auf Sightseeing-Tour.

Hier findet ihr unsere drei Ausflugsideen:

Westeuropas größtes Bärenschutzzentrum – Bärenwald Müritz

Dieses Projekt der Tierschutzstiftung VIER PFOTEN kann ich euch unbedingt ans Herz legen. Als wir entdeckt hatten, dass der Bärenwald ganz in der Nähe unserer Reiseroute lag, stand für uns fest, dass wir unbedingt vorbeifahren wollen. Hier finden Braunbären aus schlechten Haltungsbedingungen ein neues, tiergerechtes Zuhause bis an ihr Lebensende. Der Bärenwald ist nicht wie ein Zoo angelegt, deren Gehege es unmöglich machen, dass sich die Tiere zurückziehen können. Vielmehr ist das 16 Hektar große Waldareal so konzipiert, dass die Bären durch das Gelände streifen können, spielen, schlafen oder im Teich planschen.

Alles ist darauf ausgelegt, die normalen Lebensbedingungen der Bären so gut wie möglich nachzuahmen. Das Futter wird in den Gehegen versteckt, sodass die Tiere damit beschäftigt sind, ihre Nahrung zu suchen. Im Winter legen sich die Bären eine Ruhehöhle an und schlafen die meiste Zeit. Dementsprechend wird dann auch nicht gefüttert.

Wir hatten Glück und haben an mehreren Stellen Bären gesehen. Dazu gibt es etliche sehr schöne Ausstellungsstationen, an denen man Wissenswertes über die Bären erfährt. Besonders beeindruckend fand ich die Höhle, in der man den Ruhe-Herzschlag eines Bären während des Winterschlafs hören kann. Oder der Original-Zirkuswagen, in dem Bären gehalten wurden. Innen sind Monitore angebracht, die jeden einzelnen Bären mit seiner (Leidens-)Geschichte vorstellen.

Zum Abschluss kann man im Bio-Bistro des Besucherzentrums noch einen Kaffee trinken und hausgemachten Kuchen essen. Der Bärenpark ist perfekt für alle Tier- und Naturliebhaber und junge Familien. Kinder lernen viel über die beeindruckenden Wildtiere und können sich auf dem Abenteuer-Waldspielplatz austoben. Auch Hunde sind (an der Leine) auf dem Gelände erlaubt.

Informationen: Der Bärenwald ist täglich geöffnet. Die Adresse lautet Am Bärenwald 1, 17209 Stuer. Kostenfreie Parkplätze sind vorhanden. Mehr zu Führungen, Veranstaltungen oder speziellen Bildungsangeboten ist online unter www.baerenwald-mueritz.de zu finden.

Rundblick auf die Müritz vom Kirchturm in Röbel

Vom Kirchturm der St. Marienkirche in Röbel hat man den besten Blick auf die Müritz und die umgebende Landschaft. Definitiv DER Top-Postkartenblick im Land der 1000 Seen! Der alte Kirchturm ist ebenfalls sehenswert mit dem alten Holzgebälk im Innern. Wenn man wie ich nicht ganz höhentauglich ist, sind die knarrenden Stiegen ein wenig angsteinflößend. Aber ich habe es geschafft und dann könnt ihr das auch!

Informationen: Die St. Marienkirche ist in der Straße der Deutschen Einheit 14, 17207 Röbel/Müritz. Das kleine Städtchen ist auch sonst sehr malerisch mit Kopfsteinpflaster und alten Fachwerkhäusern – ein Spaziergang lohnt sich.

Spaziergang auf der Schlossinsel Mirow

Wunderschön kann man im Schlosspark flanieren und den Blick aufs Wasser genießen. Eine schmiedeeiserne Brücke führt zur sogenannten “Liebesinsel”, wo sich auch das Grab des letzten regierenden Großherzogs von Mecklenburg-Strelitz befindet, der nicht in der Fürstengruft beigesetzt wurde, weil er – aus nicht ganz geklärten Umständen – Selbstmord begangen hatte. Wer Lust hat auf einen intensiveren Ausflug in die Vergangenheit, kann sich das Schloss mit seinen detailgetreu rekonstruierten Räumen anschauen, die von 2003 bis 2014 sehr aufwändig restauriert wurden.

Informationen: Die Adresse der Schlossinsel Mirow lautet Schlossinsel 1, 17252 Mirow. Alles Wissenswerte wie Öffnungszeiten, Eintrittspreise etc. findet man auf der Website von Schloss Mirow.

Mit dem Kanadier durch die Schwaanhavel paddeln

Das Zitat von Erich Kästner trifft die Atmosphäre in der Schwaanhavel wohl am schönsten:

“Nur unterwegs erfährt man das Gefühl märchenhafter Verwunschenheit.”

Die unberührte Natur in dem 3,5 km langen Zufluss zur Havel ist ein Traum. Der erste Abschnitt ist ein sehr schmaler Wasserlauf, der sich durch ein Dickicht an Schilf, Bäumen und Büschen mäandert. Wir sind ganz alleine, nur wir und die Wildnis. Die Landschaft hat mich tatsächlich an das Okavango Delta erinnert, nur das in Mecklenburg-Vorpommern keine Elefanten in der Ferne grasen. Was mal wieder beweist, dass man nicht um die halbe Welt reisen muss, um ein faszinierendes Naturerlebnis zu haben.

Immer wieder müssen wir uns unter halb umgestürzten Bäumen durchzwängen und steile Schlangenkurven durchfahren. Irgendwann wird der Kanal breiter und gerader, rechts und links steht ein lichter Wald.

Auf dem Rückweg haben wir in Wesenberg (Ortsteil Ahrensberg) beim Fischer einen Stopp einlegen. Der Fisch in dem kleinen Laden ist hervorragend und ich hätte fünf Fischbrötchen verdrücken können, denn das permanente Paddeln über Stunden macht richtig Hunger.

Übernachtung: Wir haben in einem modernen Ferienhaus im Camping- und Ferienpark Havelberge übernachtet. Der großflächige 5-Sterne-Campingplatz hat eine sehr moderne und komfortable Ausstattung, die wir während unseres kurzen Aufenthaltes gar nicht ausnutzen konnten. Es gibt einen Badestrand, eine finnische Blockhaussauna direkt am See, ein Kanu-Zentrum, Kinderbetreuung, Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten und noch sehr viel mehr Annehmlichkeiten.

Klimafreundlich mit der Deutschen Bahn anreisen

Es ist nicht notwendig, mit dem Auto anzureisen. Mit dem IC erreicht man Waren (Müritz) und Neustrelitz aus Dresden in ca. 3,5 Stunden, aus Berlin benötigt der Intercity etwas mehr als eine Stunde an die Müritz.


In Mecklenburg-Vorpommern war ich auf Einladung des Tourismusverbands Mecklenburgische Seenplatte. Ganz herzlichen Dank dafür. Für diese individuelle Pressereise habe ich kein Honorar erhalten und meine Meinung und Berichterstattung ist nicht beeinflusst worden.

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