Ulaanbaatar & darüber hinaus – zwischen Großstadtenergie und stiller Weite

Mongolei Hauptstadt

Die Mongolei beginnt für viele Reisende mit einem Aufprall – nicht nur geografisch, sondern auch innerlich. Wer nach einem langen Nachtflug in Ulaanbaatar landet, taucht aus der westlichen Welt direkt ein in eine fremde, weit gespannte Realität: Sowjetarchitektur, endlose Straßen, neue Sprache, zahlreiche Tauben, kyrillische Schriftzeichen. Auch für mich begann meine Mongolei-Reise in der Hauptstadt – aber nicht mit Begeisterung, sondern mit bleierner Müdigkeit, Erinnerungen an meine DDR-Schulzeit und einem Tagesprogramm, das sich wie ein Dämmerzustand anfühlte.

Die Hauptstadt der Mongolei Ulaanbaatar – Buddhismus, Beton & bleierner Müdigkeit

Ich landete am frühen Morgen in Ulaanbaatar, nach einem langen Nachtflug von Frankfurt. Während mein Körper dringend schlafen wollte, erwachte draußen gerade die mongolische Hauptstadt. Nach dem schnellen Einchecken ins Hotel beschlossen wir, den Tag trotz Jetlag zu nutzen – und begannen mit einer klassischen Besichtigungstour.

Mongolei Hauptstadt

Zunächst hielt ich mich noch tapfer. Wir besuchten das Gandan-Kloster – ein buddhistischer Rückzugsort mitten im grauen Stadtbild – und den Bogd-Khan-Palast mit seinen verschnörkelten Dächern und musealen Innenhöfen. Ein weiterer Halt war das Naturhistorische Museum mit seinen Dinosaurierskeletten und Fossilien. Dass ich dort überhaupt etwas wahrgenommen habe, grenzt rückblickend an ein Wunder – mir fiel ständig die Kamera aus der Hand, so benommen war ich.

Der erste Eindruck von Ulaanbaatar war – ganz ehrlich – eher durchwachsen. Die Stadt wirkte karg, kantig, funktional. Schönes muss man suchen. Und doch hatte sie etwas: Vielleicht war es die seltsame Vertrautheit, die ich empfand, als ich Straßenschilder lesen konnte. Dank meiner DDR-Kindheit und dem gelernten Russisch konnte ich das kyrillische Alphabet problemlos entziffern – auch wenn ich nicht immer verstand, was dort stand.

Eigentlich war für den Abend noch ein Besuch im Staatlichen Akademischen Dramatheater geplant. Aber ich wusste: Wenn ich mich in diesen Theatersessel setze, schlafe ich dort ein. Also kehrte ich vorzeitig ins Hotel zurück. Und genau das war rückblickend richtig – denn am nächsten Morgen verließ ich Ulaanbaatar. Und was dann kam, war das komplette Gegenteil.

Das Kloster Amarbayasgalant – Ort der stillen Seligkeit

Am nächsten Morgen verließen wir die Hauptstadt. Und obwohl die Strecke bis zum Kloster Amarbayasgalant auf der Karte gar nicht so weit aussah, zog sich die Fahrt endlos. Es dauert lange, bis man Ulaanbaatar wirklich hinter sich lässt – die Stadt dehnt sich, verliert sich langsam, und irgendwann wird der Horizont wieder weit.

Dann, endlich, öffnet sich das Land. Und irgendwo dort, am Ende einer grünen Piste durch die grasbewachsene Landschaft, liegt es: das Kloster mit dem unaussprechlichen Namen, Amarbayasgalant – meine erste Station außerhalb der Hauptstadt und eines der eindrucksvollsten spirituellen Orte, die ich je gesehen habe.

Der Komplex gehört zu den drei wichtigsten buddhistischen Zentren der Mongolei – und wurde, anders als viele andere Klöster des Landes, nie zerstört. Vielleicht ist es seine Abgeschiedenheit, die ihn beschützt hat. Vielleicht ist es auch einfach der Ort selbst – ruhig, würdevoll, fast jenseitig. Nicht ohne Grund wird Amarbayasgalant auch das „Kloster der ruhigen Seligkeit“ genannt.

Ich erinnere mich, wie wir durch das Eingangstor traten. Plötzlich war da nur noch Stille. Kein Lärm, kein Jetlag, kein Gedanke an Großstadt. Nur dieses klare, sanfte Gefühl, angekommen zu sein – irgendwo zwischen Himmel, Erde und einem Stück Geschichte, das bis heute ungebrochen wirkt.

Jenseits der Hauptstadt beginnt die Stille

Mein erster Tag in der Mongolei war grau, müde, laut. Der Kontrast zur zweiten hätte nicht größer sein können. Ulaanbaatar und Amarbayasgalant – zwei Orte, die wie Gegenspieler wirken, und die doch beide Teil desselben Landes sind. Wer die Mongolei verstehen will, muss beides sehen: die Spannungen und die Stille, die Dichte und die Weite. Für mich begann die eigentliche Reise nicht in der Hauptstadt, sondern jenseits davon. Dort, wo das Land langsamer wird. Und der eigene Blick tiefer.MerkenMerkenMerkenMerken

Weiterlesen: echte Eindrücke & Reisetipps zur Mongolei

Wenn du tiefer in meine Reise durch die Mongolei eintauchen möchtest – von praktischen Tipps bis zu persönlichen Begegnungen – dann findest du hier mehr:


Mongolei Reisebericht – Warum sich eine Reise lohnt
Mongolei Reise planen – Ausrüstung, Praxistipps & echte Erfahrungen

Alle meine Artikel zur Mongolei findest du hier: Kategorie Mongolei


Hinweis: Dieser Artikel ist erstmals 2014 erschienen und wurde 2025 komplett überarbeitet.

Comments 14
    1. Vor 15 Jahre warst Du dort? Wahnsinn… Ich muss auch sagen, dass sich die Mongolei wirklich nachhaltig einprägt. Wahrscheinlich wird mich das – genau wie bei Dir – noch in vielen Jahren beeinflussen!

  1. Die Mongolei, wild und rau. Einfach fantastische Bilder und Eindrücke. Vom Kloster habe ich bereits zuvor gehört, war aber selber noch nicht da. Ich finde gerade die Steinhaufen, die Statuen und dieses Gefühl des ständig anwesenden Glaubens unfass bar schön. Alleine die EBilder ziehen mich wieder in ihren Bann!!!

    Liebe Grüße,
    Martin

    1. Ja, dieses Kloster ist mir auch fest im Kopf geblieben, weil es so ein besonderer Platz mitten in den Bergen ist. Liebe Grüße zurück, Beatrice

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