Zentralasien ist faszinierend, aber nicht einfach zu erkunden. Eine Mongolei Reise hat Expeditionscharakter, denn ausserhalb der Hauptstadt gibt es kaum befestigte Straßen und nur wenig touristische Infrastruktur. Die langen Fahrten in unwegsamem Gelände sind anstrengend. Erholung und Komfort kann man bei einer Mongolei Reise kaum erwarten. Warum also solltest Du Dich auf den Weg machen?
Um Land und Menschen zu verstehen, braucht man Zeit, Geduld – und einen guten Führer. Wer sich darauf einlässt, wird mit vielen neuen Eindrücken belohnt und die Mongolei vermutlich für immer ins Herz schließen.
Inhalt auf einen Blick
Endlose Weite
Das Land ist mehr als viermal so groß wie Deutschland, aber hat weniger Einwohner als Berlin. Auf einem Quadratkilometer kommen eineinhalb Einwohner. Damit ist die Mongolei das am dünnsten besiedelte Land der Welt. Wenn Du weg willst vom Trubel, bist Du hier richtig.
Eine Mongolei Reise ist die reinste Mediation
Wo nichts ist, reduziert sich das Leben auf einmal auf das Wesentliche. Wer sich dem Rhythmus der Landschaft und der Menschen anpasst, wird von einem Sog erfaßt. Auf wenigen Reisen habe ich bisher die Erfahrung gemacht, in eine Art Resonanz mit meine Umgebung zu geraten. In der Mongolei hat’s funktioniert.
Starke, stolze Frauen
Wenn Du zu einer Nomadenfamilie eingeladen wirst, was mit Sicherheit passiert, merkst Du schnell: Die Frauen spielen eine zentrale Rolle. Zwar haben die weiblichen Familienangehörigen alle Hände voll zu tun mit Haushalt, Kindern und der Versorgung der Tiere. Aber die Frauen sind es auch, die selbstbewusst agieren, Anweisungen geben, offen auf Fremde zugehen – während sich die Männer eher im Hintergrund halten.
Ein Volk der kühnen Reiter
Die Mongolen haben eine enge Beziehung zu ihren Tieren, aber am allerliebsten sind ihnen die Pferde. Überall sind die halbwilden Herden zu sehen. Sobald mongolische Kinder im Sattel sitzen können, lernen sie mit einer Perfektion reiten, dass man neidisch werden kann.
Ich bin kein erfahrener Reiter, wollte aber keinesfalls darauf verzichten, in der Mongolei reiten zu gehen. Als mein Reitführer samt Pferd angaloppiert kam, war mir schnell klar – hier geht’s zur Sache. Im Schritt wird eigentlich nicht geritten: Trab oder Galopp sind die einzig akzeptablen Gangarten. “Tschuh-tschuh” lautet das Kommando und schon geht’s los.
Ich bin ganz schön ins Schwitzen gekommen beim zügigen Tempo meines kleinen, strammen Pferdes, aber man gewöhnt sich an den Rhythmus und mit zunehmender Sicherheit macht es richtig Spass, über die welligen Hügel zu traben und zu galoppieren.
Poesie im Alltag
Für ihr direktes Lebensumfeld haben die Mongolen sagenhafte Erklärungen und wunderschöne Umschreibungen. Milchprodukte wie Käse und Quark werden als “weiße Speisen” bezeichnet. Die Herdentiere Pferd, Kamel, Schaf, Ziege und Rind sind die Lebensgrundlage der Nomaden und werden die fünf Juwelen der Steppe genannt. Über das Wohlergehen der Mongolen wachen Vater Himmel und Mutter Erde.
Weisst Du, warum Kamele oft so nachdenklich in die Weite blicken und den Horizont absuchen? In den alten Zeiten trug das Kamel ein Hirschgeweih und der Hirsch musste ganz ohne Kopfschmuck auskommen. Natürlich war der Hirsch neidisch und wollte sich auch mit einem stolzen Geweih schmücken. Er ging zum Kamel und bat, sich das Geweih nur für einen Tag ausleihen zu dürfen. Das gutherzige Kamel willigte ein – aber natürlich kam der Hirsch nie zurück. Seither wartet das Kamel und sucht in der Ferne den Horizont ab, ob nicht endlich der Hirsch erscheint, um die Leihgabe zurückzubringen.
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Mongolisches Essen
Mongolisches Essen ist für unsere europäischen Geschmacksnerven etwas gewöhnungsbedürftig. (Fettes) Fleisch und Milchprodukte sind die Hauptnahrungsmittel. Probieren lohnt sich dennoch unbedingt, den gerade durch das traditionelle Essen wird bei einer Mongolei Reise viel der ursprünglichen Lebensweise transportiert.
Mehr dazu findest Du in meinem Artikel Der Geschmack der Mongolei.
Markttag – Mongolian Style
Die Eindrücke auf einem mongolischen Markt sind ziemlich überwältigend: Vorsichtig schaue ich in die Markthalle: Die Wände sind fleckig und Neonröhren verbreiten ein gräuliches Licht. Umso bunter leuchtet es von den Ständen, die bis auf den letzten Zentimeter beladen sind mit Waren: Obst, Gemüse und Süßwaren aller Art. Mehl, Reis und der obligatorische Tee, der in fest gepressten Blöcken verkauft wird und aus dem die Nomadenfrauen den typischen gesalzenen Milchtee kochen.
In großen Schüsseln liegen dunkelglänzende Wildbeeren, in einem separaten Raum wird Fleisch angeboten und wieder eine Abteilung weiter Butter und andere Milchprodukte. Bis in den letzten Winkel durchzieht ein leicht ranziger, säuerlicher Geruch die Halle – ich muss dringend wieder an die frische Luft.
Draußen sehe ich, wie einige Hunde äußerst interessiert in einen kleinen, dunklen Verschlag spähen. Als ich näher komme, entdecke ich im Dämmerlicht etliche Tische mit Fleisch und Innereien, blutige Felle liegen auf dem Boden, Hörner sind zu Haufen aufgetürmt.
Gastfreundschaft in der Mongolei
Die Mongolen sind äußerst gastfreundlich. Jeder Fremde ist willkommen. Wer sich einer Jurte nähert, sollte sein Kommen durch Rufe ankündigen. Meist ist dann schnell ein Familienmitglied zu sehen, das den Besucher näher bittet. Beim Betreten einer Jurte solltest Du unbedingt darauf achten, nicht auf die Schwelle zu treten, weil das die bösen Geister herbeiruft. Jeder Besucher wird ganz selbstverständlich bewirtet, umgekehrt ist es als Gast üblich, kleine Geschenke mitzubringen, wie z. B. Spielzeug für die Kinder.
Ich habe ein kleines mongolisches Mädchen beobachtet, das ein Bonbon geschenkt bekommen hatte. Sie wickelte die Süßigkeit aus, lutschte ein bisschen darauf herum und steckte es dann ihrem Bruder in den Mund, damit er auch daran teilhaben konnte. Teilen ist selbst für die Kinder eine große Selbstverständlichkeit.
Einzigartige Landschaften bei einer Mongolei Reise
Kühl und still wie ein silberner Spiegel liegt der Chövsgöl See im äußersten Norden der Mongolei, unmittelbar in der Nähe zu Russland. Das klare, eiskalte Wasser ist umgeben von flechtendurchwirkten, märchenhaften Lärchenwäldern und hohen Bergketten.
Daran angeschlossen liegt in der Landesmitte die Steppe mit einer sanften, hügeligen Graslandschaft. Ganz im Süden befindet sich die Wüste Gobi. Karg, menschenleer und ganz besonders magisch.
Khongoryn Els, die nördlichste Düne der Welt, erstreckt sich wie der gigantische Sandkasten eines Riesen auf ca. 100 km Länge und ungefähr 12 km Breite mitten in der ansonsten steinigen Wüste Gobi. Der Sand leuchtet im Nachmittagslicht, als ich mich der Düne nähere und ehrfurchtsvoll nach oben schaue. Obwohl die Düne “nur” ca. 300 m hoch ist, soll sich der steile Aufstieg als äußerst beschwerlich herausstellen. In weiten Bögen mäandere ich keuchend und schwitzend nach oben. Es gilt das Prinzip: einen Schritt gehen, zwei Schritte nach unten rutschen.
Ich fluche leise vor mich hin und denke mehr als einmal: “Pah, was soll’s… umdrehen…”
Nur gut, dass ich’s nicht getan habe, denn als ich endlich den höchsten Punkt erreiche, verschlägt es mir förmlich den Atem – nicht wegen meiner gerade vollbrachten sportlichen Leistung, sondern angesichts des Ozeans aus Sand, den ich so bestenfalls in der Sahara erwartet hätte.
Nichts als Sand und Wind und Himmel.
Ein endloses Relief aus goldgelben Wogen liegt vor mir, überspannt von strahlendem Himmel. Ein feiner Wind bläst unablässig Sandkörner über die Rundungen der Düne und lässt jede Spur innerhalb kurzer Zeit wie von Zauberhand verschwinden.
Zurück bleibt ein makelloses Wellenmuster, das so perfekt ist, das ich gar nicht darauf laufen will.
Als ich mich später wieder an den Abstieg mache, verstehe ich plötzlich, warum die Formation auch als “singende” Düne bezeichnet wird. Langsam setze ich einen Schritt vor den nächsten und lasse mich ein klein wenig triumphierend den steilen Sandhang nach unten rutschen, den ich vorher keuchend nach oben geklettert bin.
Die Schatten sind in der Spätnachmittagssonne riesig und ich komme mir vor wie Goliath. Meine Wanderstiefel sind voll mit Sand und schwer wie Betonklötze. Plötzlich ertönt ein tiefes, dumpfes, schwingendes Brummen, dass ich vorher noch nie gehört habe. Es dauert eine Weile, bis ich begreife, dass mich der Gesang der Düne nach unten begleitet.
Wenn Du zurück kommst von deiner Mongolei Reise, wirst Du es vermissen, kein Holzfeuer mehr zu riechen und es seltsam finden, wenn Räume haben auf einmal wieder Ecken haben, obwohl Du doch gerade noch in runden Jurten gesessen hast.
Mehr Lesetipps:
- Das berühmte Kloster Amarbayasgalant
- Packliste für die Mongolei
- Reisetipps & Informationen für eine Reise in die Mongolei
- Die Besonderheiten der mongolischen Küche
Hallo Beatrice,
dein Bericht liest sich sehr schön und macht wirklich Lust auf die Mongolei. Bist du auf eigene Faust herumgereist oder hast du vorab eine Tour gebucht?
Liebe Grüße
Agnes
Liebe Agnes, sorry für die späte Rückmeldung, aber ich war in Botswana unterwegs und hatte zwischendurch kaum Internet. Der Trip durch die Mongolei war organisiert – ich denke, ohne Guide/erfahrenen Fahrer ist es nur schwer möglich, dort auf eigene Faust unterwegs zu sein. Fast keine Straßen/Infrastruktur, meist sehr schwieriges Gelände zum Fahren, kaum Verständigungsmöglichkeiten (es sei denn, man spricht Russisch). Viele Grüße, Beatrice
Die Bilder sind unglaublich schön und dein Reisebericht gefällt mir auch sehr gut 🙂 Die Mongolei ist wirklich ein ungewöhnliches Ziel, aber nach deinem Post habe ich richtig Lust darauf bekommen, dort mal “vorbeizuschauen” 🙂
Es war echt anstrengend, dort zu reisen, weil es so wenig Infrastruktur gibt, aber es hat sich mehr als gelohnt! 😀
Hallo Beatrice,
welch toller Reisebericht und wunderschöne Fotos! Die Mongolei zu bereisen, darauf wäre ich eigentlich nicht gekommen, aber jetzt habe ich richtig Lust darauf bekommen dieses scheinbar magische Land mit seinen freundlichen Einwohnern kennenzulernen. Es hört sich wirklich nach einer tollen Erfahrung an!
LG, Sabine
Wirklich ein sehr, sehr schöner Post! Die Bilder wecken Fernweh und über die Kamelgeschichte musste ich schmunzeln. Arme, gutmütige Kamele…Tja, da werde ich die Mongolei wohl auf die List der Orte setzen müssen, die ich gerne sehen will!
Lieben Dank für das Kompliment. Ich bin sicher, Du wärst von dem Land begeistert. Viele Wochenendgrüße!!!
Liebe Beatrice,
Das sind echt tolle Bider und machen Lust diese Land zu entdecken 🙂
Zu welcher Jahreszeit warst du eigentlich unterwegs?
Liebe Grüße,
Romeo
Lieber Romeo, ich war im August dort, klassische Reisezeit, sozusagen. Viele Grüße, Beatrice
Für mich wäre es ein Traumland. Vielleicht ziehen meine Männer ja einmal mit mir durch die Steppe : ) Sonnige Grüße, Jutta
Hallo Beatrice,
herrlich, diese Weite und das Nichts. Da kann man sich glatt darin verlieren.
Sehr schöne Bilder und versetzen einen in die nötige Stimmung beim Lesen.
LG Tanja
Herzlichen Dank für das Kompliment, Tanja! Freue mich sehr! 😀
Unglaublich schöne Fotos! So stimmungsvoll! Ich überlege ja seit einiger Zeit, die Kids mal Richtung Mongolei zu “verschleppen”. Bei dem Bericht bekomme ich noch mehr Lust dazu.
LG, Claudia
Ich glaube, wenn Ihr Euch nicht zu große Fahrtstrecken vornehmt, kann das gut gelingen. Lieber eine kleinere Route und dafür das Land intensiv erleben. Es gibt Projekte, bei denen man von Jurte zu Jurte reist und jeden Abend eine andere Gastfamilie hat. Ich glaube, das kann sehr spannend sein und ein echtes Bild vermitteln, wie die Nomaden leben. Liebe Grüße Richtung München, Beatrice
Wunderschön! Meine Mutter ist teils mongolisch und es ist mein großer Wunsch das Land irgendwann mit ihr zusammen zu bereisen 🙂
Na, mit mongolischen Wurzeln solltest du das unbedingt machen, in das Land Deiner Mutter zu reisen. Liebe Grüße, Beatrice