Nachhaltigkeit in Indien – Über Bananenblätter, Zeitungspapiertüten & Local Heroes

Masala Tee auf meiner Indien Reise
Masala Chai

Als ich vor 12 Jahren auf meiner Indien Reise Rajasthan besuchte, blieben mir Landstriche und Ortschaften voll mit Müll im Gedächtnis. Das Land hatte ganz eindeutig ein Abfallproblem und dazu noch viele andere Umweltsorgen wie eine abgasverseuchte Luft in den Städten, verschmutztes Wasser und etliche andere Widrigkeiten, die man als Ausländer erst nach und nach mitbekam.

Indien & Nachhaltigkeit, der Gedanke schien nicht so recht zusammenzupassen, zumal wir in Europa auch gerne dazu neigen, uns im Vergleich zu Schwellenländern in der Vorreiterrolle zu sehen, was Umweltschutz angeht. De facto entspricht das aber sehr oft nicht der Realität. Insofern war ich sehr gespannt, welche Eindrücke ich nach so langer Zeit bei meiner Reise durch die beiden südlichen Bundesstaaten Tamil Nadu und Kerala sammeln würde.

So setzt sich Indien für den Umweltschutz ein

Nachhaltigkeit? Vor ein paar Jahren wäre das Thema in Indien vermutlich noch abgetan worden, zumal es im Land andere gravierende Probleme zu lösen gibt: verbreitete Armut, mangelnde Energieversorgung, ein rasches Bevölkerungswachstum – um nur einige Beispiele zu nennen. Entsprechend überrascht war ich auch, dass Nachhaltigkeit in Indien ganz eindeutig auf dem Vormarsch ist.

Um es gleich vorneweg: meine Erfahrungen können natürlich nur subjektiv sein und entsprechen einer lokalen Momentaufnahme. Trotzdem finde ich es wichtig, all die positiven Eindrücke aufzuzählen, die ich auf meiner Reise erlebt habe. Sie stehen dafür, dass es in Indien ein deutliches Bewusstsein für Nachhaltigkeit gibt.

Kampf dem Plastikmüll

Gefiltertes Trinkwasser

Wie schön ist es, in Deutschland einfach den Wasserhahn aufzudrehen und sauberes Trinkwasser zu geniessen. Ein echter Luxus, der noch mal deutlich wird, wenn man sich in Ländern bewegt, wo das nicht möglich ist. Häufig bleibt dann nur der Griff zu abgepackten Wasser in Plastikflaschen. In Indien ist das nicht nötig, denn es wird überall in den Hotels und Restaurants gefiltertes Wasser als Trinkwasser angeboten. Auf Flughäfen gibt es Trinkwasserstationen, an denen man sich bedienen kann.

In Plastikflaschen abgefülltes Wasser hätte es auf Nachfrage gegeben. Aber ganz ehrlich: Wer braucht das? Wann immer ihr die Möglichkeit habt, gefiltertes Wasser zu trinken oder in eure Trinkflaschen abzufüllen, nutzt die Gelegenheit! Und greift nicht aus Gewohnheit zu abgepackten Wasser!

Als Reisegruppe mussten wir uns auch unterwegs mit Trinkwasser versorgen. Für den Zweck haben wir einen großen Wasserkanister im Bus deponiert und unsere Trinkflaschen dort aufgefüllt.

Keine Plastikstrohhalme

Erfreulicherweise wurden uns nie Getränke mit Plastikstrohhalm serviert. Entweder kamen die Gläser “komplett ohne” oder mit einem Papierstrohhalm. Ich frage mich sowieso, wann und warum es eigentlich so populär wurde, jedes Getränk durch ein Röhrchen zu saugen? Kann man nicht normal trinken?

Traditionelles Dessert auf meiner Indien Reise
Jigarthanda ist ein bekanntes süßes Getränk aus der Region um Madurai. Es besteht aus Kondensmilch, Eis und Agar Agar.

Keine Plastiktüten

Ich war nur wenig auf der Reise einkaufen, deshalb lässt sich meine Erfahrung vielleicht nicht allgemein auf Shopping in Indien anwenden. Aber in den Geschäften, die ich besucht habe, gab es keine Plastiktüten. Stattdessen wurden mir dünne Stoffbeutel für meinen Einkauf angeboten.

Kaum Müll auf den Straßen

Die Straßen in Südindien sind generell ziemlich sauber. Müll sieht man nur wenig. Der Biomüll wird umweltgerecht von den vielen Kühen entfernt, die überall die Ortschaften bevölkern.

Nachhaltige Ideen in den Hotels

Ein Hotel hatte die charmante Idee, altes Zeitungspapier dazu zu nutzen, um Tütchen zu falten, die dann für den Zimmerschlüssel oder Hygieneabfall verwendet wurden. Zusätzlich waren die Tüten mit bunten Stempeln verziert worden, was richtig stylisch aussah.

In mehreren Hotels ist mir positiv aufgefallen, dass Kosmetikprodukte wie Duschbad, Shampoo, Moisturizer & Co. in wieder auffüllbaren Keramikbehälter im Bad parat standen. Das kannte ich so noch nicht. Sehr praktisch und dazu noch richtig hübsch anzusehen.

Indische (müllfreie) Essgewohnheiten

In Südindien wird traditionell ein Bananenblatt als Unterlage für die Mahlzeiten genutzt. Jedes Essen besteht aus ganz verschiedenen Komponenten wie zum Beispiel Churries, Chutneys, Linsen- und Gemüsegerichte, denn in der indischen Ernährungslehre gehören zu einem vollwertigen Mahl Speisen in allen sechs Geschmacksrichtungen, also süß, sauer, scharf, salzig, bitter und herb.

Jeder Gast bekommt man ein einzelnes Bananenblatt zugeteilt, auf dem alle Beilagen aufgehäuft werden. Alternativ gibt es runde Metall-Tabletts, auf denen ein zugeschnittenes Bananenblatt als Unterlage liegt und die Beilagen in kleine Metall-Schüsseln abgefüllt sind. Erfreulicherweise wird diese Art des Essens in etlichen Restaurants und natürlich an den Straßenständen weiter gepflegt.

Gerade an Straßenständen ist es sehr geläufig, Zeitungspapier zum Einpacken oder als Serviette zu benutzen. Dahinter steckt oft, dass viele Menschen einfach sehr wenig Geld zur Verfügung haben und deshalb auf die simpelsten Lösungen zurückgreifen. Gerade weil wir uns nicht so beschränken müssen, würde uns in Europa deutlich mehr Reduktion sehr gut tun.

Gut gelaunter Straßenverkäufer an seinem Stand
Bananenblätter & Zeitungspapier als Essunterlage und Serviette

Auch To-Go-Becher habe ich nirgends gesehen. Wenn man Getränke kauft, werden diese im Metallbecher oder Glas serviert. Man genießt seinen Kaffee oder Masala Chai und gibt dann das Glas zurück. Ich habe es auch erlebt, dass Kunden ihre Thermoskannen mitbrachten, die dann am Stand gefüllt wurden.

Blick hinter die Kulissen auf meiner Indien Reise
So sieht es in einem Privathaushalt aus: nur wenig Blechgeschirr, kein Plastik weit und breit.

Indien & Hygiene

Kleine Anmerkung am Rande: Ich hatte in Indien nicht die geringsten Magen- und Darmprobleme, obwohl ich Street Food gegessen und kleine einheimische Restaurants besucht habe. Erlebnisse, die man sich keinesfalls entgehen lassen sollte. Dafür habe ich vorsorglich meine Impfungen (Cholera) aufgefrischt und zur Vermeidung von Durchfall das synbiotische Nahrungsergänzungsmittel Travelbacs eingenommen. Es hat in jedem Fall funktioniert.

Inder essen mit der Hand und zwar ausschließlich mit der rechten. Bei eher flüssigen Speisen wird Chapati-Fladenbrot oder Reis zu Hilfe genommen. Das ist für Europäer erst mal ungewohnt, aber für mich gehört es zum authentischen Feeling dazu, es den Einheimischen nachzumachen. Essen mit den Händen ist einfach eine sehr sinnliche (und irgendwie auch kindliche) Erfahrung. Probiert es unbedingt aus.

Einfach vor und nach dem Essen gründlich die Hände waschen. Da es in indischen Restauranttoiletten nicht immer zuverlässig Seife gibt, empfiehlt es sich, etwas Flüssigseife oder ein Desinfektionsgel in der Tasche zu haben. Hände waschen geht übrigens auch einfach auf der Straße mit Seife und Wasser aus der Trinkflasche.

An- und Abreise nach Indien

Ohne Flugzeug ist es nicht möglich, nach Indien zu reisen. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die Fliegen als die Wurzel allen Übels komplett streichen wollen. Aber natürlich sollte man so wenig wie möglich ins Flugzeug steigen, verantwortungsvoll damit umgehen und ggf. für einen CO2-Ausgleich sorgen.

Bezüglich des Service an Bord habe ich den Eindruck, dass etliche Fluglinien (in meinem Fall waren es Lufthansa & Swiss Air) bemüht sind, den Abfall zu reduzieren. Es nimmt zu, dass wieder Metallbesteck benutzen wird und wiederverwendbare Schälchen und Becher im Einsatz sind. Zwar halte ich das noch für steigerungsfähig: mir ist das insgesamt immer noch zu viel Folie und Plastik und Aluminium. Aber immerhin: auch hier scheint sich etwas zu tun!

Nachhaltigkeit & Evaneos

Ich war in Indien mit Evaneos unterwegs, einem Unternehmen, das Individualreisende in Kontakt mit lokalen Reiseexperten bringt. Dieses Konzept sorgt dafür, dass die Wirtschaft im Zielland gefördert wird und die Reisenden von ganz besonderen Erlebnissen profitieren.

Damit wird ein häufiges Problem umgangen, das entsteht, wenn Urlauber bei großen Hotelketten und Tourismuskonzernen buchen: das Geld landet nicht bei den Menschen vor Ort. Das ist im Tourismus ein großer Nachteil, denn ausländische Gäste sind für viele Länder eine wichtige Einnahmequelle und Basis der wirtschaftlichen Entwicklung.

Evaneos geht genau den entgegen gesetzten Weg und setzt auf “local-made” Reisen, weil sie darin den qualitativ besseren Ansatz für die Kunden sehen und gleichzeitig auf eine nachhaltige Geschäftsbasis setzen.

Die Qualitätskriterien von Evaneos

Evaneos definiert für das eigene Reiseprogramm einige wesentliche Kriterien:

  • Die Partneragenturen von Evaneos werden nach strengen Qualitätsmerkmalen
    ausgewählt, wobei ein umwelt- und sozialverträglicher Ansatz Grundvoraussetzung
    ist.
  • Ziel ist es, die größte Gemeinschaft von nachhaltigen lokalen Reiseexperten zu sein und als gutes Beispiel die Reisebranche zu revolutionieren. Etwa zwanzig Prozent der Agenturen engagieren sich bereits jetzt schon für Hilfsorganisationen in ihrem Heimatland und bieten den Reisenden die Möglichkeit, diese zu besuchen oder durch Spenden zu unterstützen.
  • Um sich weiterzuentwickeln, arbeitet Evaneos mit zahlreichen externen Organisationen
    daran, die eigenen Richtlinien kontinuierlich zu verbessern und an internationale Standards anzupassen.
  • Alle Reisenden sollen auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene und außergewöhnliche Erlebnisse auf ihren Reisen haben. An den wechselnden Orten stehen die sogenannten “Local Heroes” als Guide parat. Sie kennen sich bestens aus und können alles erklären. So gewährleistet Evaneos, dass wirklich auf jeder Etappe die lokale Bevölkerung eingebunden wird.
  • Die Reiseexperten vor Ort setzen eher auf besondere Orte als auf allgemein bekannte Hot Spots. So wird Massentourismus vorgebeugt und ich hatte als Reisende auf der ganzen Tour das Gefühl, das echte Indien kennenzulernen und nicht auf den üblichen Touristen-Trampelpfaden zu wandeln.

Offenlegung: Dieser Artikel entstand auf Basis einer Pressereise mit Evaneos und enthält daher Werbung für diesen Kooperationspartner. Meine persönliche Meinung und meine Berichterstattung wurden dadurch nicht beeinflusst.

Comments 1
  1. Apropos Tee auf der Strasse: Bei meiner letzten Reise in Rajasthan vor genau einem Jahr wurde der Tee oft in kleinen Tonbechern angeboten. Diese Tassen wurden nach dem Gebrauch nicht gewaschen, sondern einfach irgendwo hingeworfen, wo sie sich nach einer Weile wieder auflösten. Wie nachhaltig das ist, kann ich aber leider nicht beurteilen, da ich keine Ahnung habe, wie die Tonbecher gehärtet werden und wie viel Energie das braucht.

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