Das Sahara Festival in Douz – Wie ich von einer Zuschauerin zur Teilnehmerin wurde

Sahara Festival in Douz

Hier war ich wieder nach drei Jahren: beim Sahara-Festival in Douz, was mich Ende 2018 so unglaublich begeistert hatte. Mit ein wenig Neid hatte ich damals die feurigen Reiter beobachtet und sehr bedauert, dass sich keine Frau unter ihnen befand. Das muss doch anders gehen, dachte ich mir damals und mein Ehrgeiz war geweckt. Höchste Zeit, dass hier auch Frauen aktiv werden und wie wäre es wohl, als einzige europäische Teilnehmerin beim Festival zu reiten?

Sahara Festival in Douz
Sahara Festival in Douz

Seither war ich oft in Tunesien gewesen und hatte fast jeden Aufenthalt dafür genutzt, meine Reitfähigkeiten zu verbessern. Auf immer neuen Pferden und in immer neuen Konstellationen. Manchmal mit großen Erfolgserlebnissen. Manchmal verzweifelnd an den temperamentvollen Pferden. Aber ich hatte nicht aufgehört, mich den Herausforderungen zu stellen und war schrittweise immer erfahrener im Sattel geworden.

Eigentlich hätte ich mein Können schon längst offiziell unter Beweis stellen können bei einem der Pferderennen, die bei jeder Hochzeit abgehalten werden. Wo johlenden Männer unter dem Beifall des Publikums auf geschmückten Pferden galoppieren. Wo es nicht darum geht, wer der Schnellste ist, sondern einfach nur rasant und gewehrknallend nebeneinander herzureiten.

Aber über die Jahre war mein Ehrgeiz war geschmolzen wie Schnee in der Sahara-Sonne. Vielleicht hatte mich auch dieses entscheidende Quantum Mut verlassen, das dazu gehört, sich aufs Pferd zu schwingen und unter den Augen aller über die Rennstrecke zu rasen. Wahrscheinlich war es beides.

Das Sahara Festival 2021

Aber da war ich nun wieder beim Festival und fotografierte mit Enthusiasmus die sich mir immer wieder neu darbietenden Szenen. Spannend war es auch, ein wenig durch das Publikum auf den Tribünen zu streifen und dort das Treiben zu beobachten. Während das Festival in Europa kaum bekannt ist, erfreut sich das Event in Tunesien und in den Nachbarländern einer großen Popularität und viele einheimische Gäste feiern mit Begeisterung ihre Kultur und das große Spektakel.

Überall spielen und toben die Kinder, es duftet süß nach Popcorn und Zuckerwatte. Außen vor dem Festivalgeländer kampieren kleine Stände, die Mtabga – die typische scharfe Berber-“Pizza” – verkaufen. Mitten im Gewimmel gibt es jede Menge geschmückte Kamele und Pferde mit ihren Besitzern. Für ein wenig Geld darf man eine Runde reiten oder auch einfach nur für ein Foto im Sattel posieren. Sehr beliebt ist dieses Angebot bei Eltern, die ihren Nachwuchs gerne auf die Tiere setzen, um sie fürs Familienalbum zu fotografieren.

Meine Idee von damals, beim Festival mitzureiten, hatte ich zwar nicht ganz vergessen, aber sehr präsent war sie nicht mehr.

Von der fotografierenden Zuschauerin zur reitenden Teilnehmerin

Dann kam mir aber das Glück zu Hilfe, denn von Freunden durfte ich mir ein Pferd ausleihen. Mit viel Spaß war ich kreuz und quer über den großen Festplatz galoppiert und hatte festgestellt, dass mir das Festival vom Pferderücken aus betrachtet noch viel mehr Spaß macht. Fast taten mir jetzt die Zuschauer leid, die auf den Tribünen das Spektakel nur aus der Ferne betrachteten. Plötzlich war ich nicht nur fotografierende Beobachterin, sondern ein Teil des Ganzen.

Für mich eher zufällig geriet ich mit meinem Freund in den Startbereich, von sich die Reitergruppen sammelten, um an der Tribüne und den jubelnden Zuschauern vorbeizureiten. Fathi meinte zu mir: “Komm, wir reiten jetzt!” und startete im selben Moment sein Pferd. Mir blieb keine Sekunde Zeit zum überlegen. Ich weiß nicht mal mehr, ob ich mein Pferd angaloppiert habe oder ob es einfach von selbst loslief. Jedenfalls befand ich mich selbst mitten im wilden Rennen, der Staub der Reiter vor mir wirbelte in meine Augen und ich nahm wie aus weiter Ferne das Schreien des Publikums wahr.

Plötzlich erfüllte sich der Traum von damals wie von selbst. (Hier ist ein kurzes Video vom Rennen.) Es war ein komplett surrealer Moment, der mich förmlich elektrisierte. Ich war so dankbar dafür, dass mich Fathi auf die Rennbahn befördert hatte. Wenn ich lange darüber nachgedacht hätte, wäre das womöglich passiert. Aber so war der innere Widerstand gebrochen und ich wollte mehr.

Das große Festival-Finale

Am nächsten Tag war der letzte Festivaltag, das große Finale. Ich bekam von einem Freund die traditionelle Berber-Kleidung ausgeliehen und so wollte ich noch einmal mit kompletter Ausstattung antreten. Wieder konnte ich das Pferd reiten, was mich am Vortag schon so rasant begleitet hatte.

Diesmal präsentierten sich alle Reitergruppen nacheinander vor dem Publikum und ich dufte bei der Douz-Formation mitreiten. Ich war unglaublich nervös, weil ich nicht so recht wusste, was genau passieren würde. Alle Reiter stellten sich zum Gruß in eine Reihe vor der Tribüne auf. Vor lauter Anspannung hatte ich etwas Mühe, mein Pferd an die richtige Position zu bekommen. Aber es klappte irgendwie. Der Moderator kommentierte ununterbrochen das Geschehen. Ich verstand natürlich kein Wort. Dann löste sich unsere Formation wieder auf und es war geschafft.

Ich war komplett mit mir selbst beschäftigt, als ich noch ein paar Runden mit dem Pferd über den Platz   galoppierte und einfach dieses unglaublich Gefühl des Dabeiseins genoss.

Berühmt in Douz

Gegen Sonnenuntergang war das große Spektakel zu Ende und langsam begann sich die Veranstaltung aufzulösen. Ich war mittlerweile zu Fuß unterwegs und führte nur noch die Pferde, um ihnen Ruhe zu gönnen. Umso erstaunter war ich, als etliche Frauen auf mich zukamen, die gerne ein Foto mit mir zusammen machen wollten. Irgendwie hatte ich nicht damit gerechnet, dass überhaupt jemand von meiner Teilnahme Notiz nehmen würde. Aber ganz das Gegenteil war der Fall. Ein Freund sagte mir später beim langsamen Nach-Hause-Ritt, dass ich jetzt berühmt bin in Douz. Als er mein ungläubiges Gesicht sah, lachte er nur und meinte, dass viele mein Mitmachen gesehen hätten.

Und ja, ganz ehrlich: ich war sehr stolz auf mich. Ich hätte nicht gedacht, dass mir die Teilnahme so nahe gehen würde. Am liebsten würde ich dieses Jahr wieder antreten.

Ein Festival mit vielfältigem Programm

Das Sahara Festival wird vier Tage lang gefeiert und besteht nicht nur aus den Vorführungen auf dem Hauptfestplatz H’nish Square vor den Toren der Stadt Douz, auch wenn das sicherlich die Hauptattraktion ist. Es werden typische Szenen aus dem traditionellen Berberleben vorgeführt. Es gibt Hundejagden, die nicht für zarte Gemüter geeignet sind, denn ein Hase wird live in der Arena von zwei Sloughis (Windhunden) gejagt und getötet. Außerdem werden verschiedene Pferderennen, Kamelkämpfe und ein großer Mehari (Rennkamel)-Marathon durchgeführt. Start und Ziel des Marathons sind der Hauptfestivalplatz, während die Route durch die Wüste führt und von zahlreichen Zuschauern in Jeeps und auf Motorrädern begleitet wird.

Festivalplatz

Kamel- Schönheitswettbewerb & Finale des Kamel-Marathons

Live-Konzerte & Kickbox-Wettkampf

Poetry Wettbewerb

In Douz selbst gibt es einen Poetry Contest, der sich über mehrere Tage erstreckt. Es finden Schönheitswettbewerbe für Kamele und Pferde statt. Abends im Souk von sind Musik-Performances, traditionelle Künstler treten auf und es gibt sogar einen großen Kickboxen-Wettkampf.

Das Sahara-Festival findet jedes Jahr Ende Dezember in Douz statt.


Offenlegung: Dieser Artikel über das Sahara Festival in Douz ist mit Unterstützung des tunesischen Fremdenverkehrsamt entstanden.

Comments 2
  1. War schon ein mal sa. Besonders ist mir Ali Baby ein Café in douz sehr gut im Gedächtnis.
    War im hotel saharien in douz. Da war ich 1987 mit meinem Auto das erste Mal. Dann immer wieder. davor 3 Tage mit Kamelen und Hassan in der Wüste. plane dieses Jahr wieder zu kommen. inchalla

  2. War schon einmal da. Besonders ist mir Ali Baby ein Café gut im Gedächtnis. War im hotel saharien davor 3 Tage mit Kamelen in der Wüste.

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