Spaziergang durch das Künstlerdorf Sidi Bou Said im Norden von Tunesien

Hoch über dem azurblauen Golf von Tunis liegt das malerische Dorf Sidi Bou Said. Ursprünglich wohnten an diesem Ort gläubige Marabouts, die ihr Leben ganz der Religion widmeten. Sidi Bou Said wurde von dem Namen Abou Said ibn Khalef ibn Yahia Ettamini el Beji abgeleitet – einem heiligen Einsiedler, der hier lebte.

Im 16. Jahrhundert ließen sich an dem religiösen Ort Mauren nieder, deren typische Architektur das Dorf bis heute prägt. Die strahlend weißen Fassaden und blau gestrichenen Fenster machen die besondere Atmosphäre des Dorfes aus und stehen im schönen Kontrast zum Panoramablick über das tiefblaue Meer.

Sidi Bou Said ist nur rund 20 Kilometer von Tunis entfernt und eignet sich sehr gut für einen Tagesausflug.

Vom der religiösen Einsiedelei zum Künstlerdorf

An Bedeutung gewann das Dorf mit den religiösen Wurzeln, als sich der kunstbegeisterte Baron Rodolphe d’Erlanger 1912 dort niederließ. Als jüngster Sohn der Familie widmete er sich dem Kunststudium und der Malerei. Nach Tunesien reiste er auf Wunsch des Vaters, um dort dessen beträchtlichen Landbesitz zu übernehmen. Besonders Sidi Bou Said hatte es ihm angetan. Von 1912 bis 1922 erbaute er dort eine prachtvolle Villa im maurischen Stil und stellte den Ort im Jahre 1915 unter Denkmalschutz. Das hatte zur Folge, dass ab dem Zeitpunkt alle neuen Häuser im gleichen maurischen Stil mit weißen Fassaden, blauen Fenstergittern und Nageltüren gebaut werden mussten.

Als Musikliebhaber und Kunstmäzen öffnete er die Türen seiner Villa für berühmte Zeitgenossen. Sein Engagement rund um Malerei, Musik und Literatur erlangte schnell Bekanntheit und das kleine tunesische Dorf wurde zum Anziehungspunkt für Connaisseure und Künstler wie August Macke und Paul Klee.

Erlangers Lebenswerk drehte sich rund um die Musik. Er begann mit der schriftlichen Erfassung der Geschichte und des Repertoires der arabischen Musik unter dem Titel “La musique arabe”. Das umfangreiche Projekt wurde auch nach seinem Tod 1932 fortgeführt und gilt noch heute als ein Standardwerk in dem Bereich.

Spaziergang durch Sidi Bou Said

Die gepflegte Atmosphäre im Ort mit den einheitlichen weiß-blauen Fassaden und dem charmanten Souk machen Sidi Bou Said auch heute noch zum Anziehungspunkt für Besucher. Das Dorf liegt auf einem Felsen hoch über dem Mittelmeer. Entsprechend großartig sind die Aussichten auf den Golf von Tunis (und der Aufstieg ist steil).

In jedem Fall braucht man bei seiner Tour gutes Schuhwerk mit trittfesten Sohlen, denn das allgegenwärtige Kopfsteinpflaster ist teils holprig und an manchen Stellen rutschig.

Ich bin absolut fasziniert von dem Örtchen, denn in Tunesien ist Ästhetik oftmals nicht der ausschlaggebende Faktor bei der Erstellung von Häusern. Da wird improvisiert, was das Zeug hält. Hauptsache, man kann darin wohnen. Da ist das stimmige Ortsbild von Sidi Bou Said mit den schmalen Straßen und malerischen Details ein echtes Highlight. Überall ranken und wachsen Pflanzen und es blüht an jeder Ecke. Die farbigen, mit Nägeln beschlagenen Türen sind eingerahmt mit üppigem Grün und oftmals kleine Kunstwerke.

Boutique Hotel Villa Bleue

Wer eine kleine Pause benötigt, kann sich in der Villa Bleue auf dem Balkon ausruhen, eine kühle Limonade trinken und dabei den Meerblick genießen. Das kleine Boutique-Hotel ist sehr elegant und geschmackvoll eingerichtet. Mehr Informationen über das Fünf-Sterne-Refugium gibt es in meinem Artikel über empfehlenswerte und außergewöhnliche Hotels in Tunesien.

Google Maps: Villa Bleue

Café des Nattes

Das typisch maurische Café wurde das Aquarell von August Macke bekannt. Es liegt direkt im Souk, weshalb man es kaum verfehlen kann. Das Bild entstand 1914 und es ist faszinierend zu sehen, dass sich das Gebäude seither kaum verändert hat.

Google Maps: Café des Nattes

Souk von Sidi Bou Said

Neben den ortstypischen Erzeugnissen und Souvenirs gibt es im Souk von Sidi Bou Said auch Geschäfte mit Kunsthandwerk und Unikaten von lokalen Künstlern.

Blumenverkäufer sind überall anzutreffen. Sie wollen den Besuchern Blumen “schenken”, aber freuen sich natürlich über ein Trinkgeld. Wer nett ist, lässt sich ein kleines Sträußchen geben und kann das gleich beim nächsten Verkäufer als Argument nutzen, nicht noch ein zweites zu benötigen.

Villa des Barons d’Erlanger

Die historische Villa des Barons d’Erlanger ist unter dem Namen Ennejma Ezzahra (Stern der Venus) bekannt. Nach seinem Tod im Jahre 1932 vermachte Erlanger dem Land Tunesien sein Erbe. Heute ist das Anwesen ein Zentrum und Museum für arabische & mediterrane Musik.

Besucher können die ehemaligen Gemächer des Barons und Bildern diverser Künstler bewundern. Neben Musikinstrumenten werden auch zeitgenössische Fotos ausgestellt, die einen in die Vergangenheit zurückversetzen. Besonders sehenswert ist nicht nur das prächtige Gebäude im arabisch-maurischen Stil, sondern auch der dazugehörige Garten.

Google Maps: Ennejma Ezzahra


Offenlegung: Dieser Artikel über Sidi Bou Said ist auf Basis einer unbezahlten Pressereise mit dem tunesischen Fremdenverkehrsamt entstanden.

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