Von der Schönheit karger Orte – Die israelische Wüste Negev

israelische Wüste

Es war eher eine überraschende Liebe: die israelische Wüste Negev und ich. Ganz unerwartet hat mich gerade die Kargheit, das Unwirtliche, Ausgeblichene besonders gefesselt. Mittendrin – unter einer dauerhaften Dunstglocke – das Tote Meer. Der Blick verliert sich in der staubigen Ferne und findet kaum Halt, um daran hängen zu bleiben.

So ist man gezwungen, genauer hinzuschauen. Und dann entdeckt man die feinen Reliefe an den Felswänden, die glitzernden Salzkristalle im Sand, die dornigen Büsche und unscheinbaren Pflanzen, die nur auf den nächsten Regen warten, um die Wüste buchstäblich über Nacht in einen Blumengarten zu verwandeln.

Was tun am Toten Meer?

Natürlich hineinspringen! Nachdem bei meinem letzten Besuch nur Zeit für ein kurzes Bad vor dem Frühstück war, habe ich diesmal das Planscherlebnis reichlich ausgekostet. Es macht einfach Spaß, wie ein Korken im Wasser zu treiben.

Wir waren im Ein Gedi Spa, wobei ich eher durch das Etablissement durchgeflitzt bin, um direkt zum Toten Meer zu kommen. Das liegt ca. 1 km vom Hauptgebäude entfernt – eine traurige Nebenwirkung des stetig zurückgehenden Wasserspiegels am Toten Meer. Entweder man steigt in einen Traktor mit Anhängern, um sich zum Strand fahren zu lassen oder man läuft die Strecke zu Fuss durch eine surreal anmutende Marslandschaft. Es empfiehlt sich nicht, die offiziellen Wege zu verlassen, den rechts und links ist der Boden sehr schlammig. Zwar wird man vermutlich nicht vom Schmodder in die Tiefe gerissen, aber wer will schon freiwillig bis zum Knie in der Pampe feststecken?!

Das Strandareal ist simpel, aber okay. Der goldgelbe, aufgeschüttete Sand ist ein hübscher Kontrast zum unwirklich türkisfarbenen Meer. Es gibt Überdachungen als Sonnenschutz, ein paar Plastikstühle zum Chillen und einen Bademeister, der aufpasst, dass niemand abtaucht. Direkt am Wasser sind Süßwasserduschen, um sich nach dem Dümpeln im Toten Meer wieder zu entsalzen.

israelische Wüste

Um das Ganze noch abzurunden, kann man sich im Außenbereich des Spas mit dem schwarzen Schlamm (kalt!)  aus dem Toten Meer einreiben. Es stehen mehrere Bottiche herum, in die man beherzt hineingreift. Wer weder Rheuma noch Gelenkbeschwerden hat, kann das Geplansche immer noch mit Schönheitspflege rechtfertigen. Und mit Spaß. Eigentlich muss man die Schlamm-Maske noch einwirken lassen, aber es sieht ein bisschen – naja – seltsam aus, grünlich-grau bekleckert in der Gegend herumzustehen. So bin ich dann ziemlich zügig unter die Dusche mit dem heißen Schwefelwasser gegangen.

israelische Wüste

November ist übrigens ein guter Reisemonat für das Tote Meer. Angenehme 25 Grad. Wenn ich mir vorstelle, dass hier im Hochsommer leicht 40 Grad erreicht werden…?! Dafür war es mir aber tatsächlich zu kühl, um den feuchtem Schlamm auf der Haut trocknen zu lassen.

Gut zu wissen! Equipment für das Tote Meer

Ich hatte blöderweise meine Flipflops vergessen und das sehr bereut. Der Strand und der Meeresboden sind mit einer dicken, sehr scharfkantigen Salzkruste überzogen. Barfuß tut jeder Schritt weh. Eigentlich sind diese Neopren-Slipper, die man auch im Wasser anhaben kann, am besten geeignet.

Es stimmt, dass man am Toten Meer viel langsamer Sonnenbrand bekommt. Der permanente dunstige Schleicher über dem Wasser filtert eine Menge UV-Strahlung. Trotzdem sollte man es seiner Haut zuliebe nicht übertreiben und auf Sonnenschutz achten.

Ich würde nicht unbedingt den schicksten La-Perla-Bikini am Toten Meer ausführen. Jede Elastikfaser dürfte gequält stöhnen, wenn sie in der Salzlake eingeweicht wird und das Herumgeschmiere mit dem schwarzen Schlamm trägt vermutlich auch nicht zur langen Lebensdauer der Badekonfektion bei.

Uns sonst so? Der Ein Gedi Botanical Garden

Wir haben im Ein Gedi Kibbutz übernachtet und konnten deshalb den Botanischen Garten auf dem Gelände bewundern. Als Pflanzen-Analphabet lohnt es sich, eine Führung zu machen, um wirklich zu verstehen, was dort alles grünt und sprießt. So hatten wir die fantastische Gelegenheit, uns von unserem Führer Mani Henna, Myrrhe und Balsam zeigen zu lassen, haben gesehen, wie Dattelpalmen vermehrt werden – nämlich durch Stecklinge und nicht durch Samen – und konnten uns beeindruckende Moringa- und Baobab-Bäume anschauen.

Israelische Wüste pur! Das Ein Gedi Nature Reserve in der Negev

In die relativ steilen Felsenklippen graben sich dicht beieinander zwei Täler ein: Wadi David im Norden und Wadi Arugot südlich davon. Insgesamt gibt es vier Quellen in dem Reservat, die einige Pools und Wasserfälle speisen und für eine paradiesische Oasen-Atmosphäre mitten in der Wüste sorgen.

Durch den Wasserreichtum gedeihen hier viele Pflanzen und es lassen sich gut Tiere beobachten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass man Klippschliefer zu Gesicht bekommt. Die pummeligen, murmeltierähnlichen Tiere sind mit Elefanten und Seekühen verwandt. Auch Steinböcke laufen hier unbekümmert herum.

Weil die Steinböcke nicht gejagt werden dürfen, lassen sich durch die Anwesenheit von Menschen kaum stören, weshalb wir auch die grandiose Gelegenheit hatten, einen Steinbock-Kampf aus nächster Nähe zu beobachten.

Gut zu wissen! Equipment für die israelische Wüste

Es gibt mehrere Trails – vom kurzen Spaziergang bis zur sehr anspruchsvollen Tagestour. Genaue Informationen kann man dem Guide entnehmen, den es am Eingang gibt. Ich habe nur eine kurze Tour durch die israelische Wüste gemacht, aber wer mehr Zeit hat, sollte sich einen der längeren Trails vornehmen. Das Wadi Arugot ist nicht so überlaufen, allerdings auch anspruchsvoller.

In jedem Fall empfiehlt es sich, sehr früh zu starten, um nicht plötzlich von spektakelnden Schülergruppen umzingelt zu werden, denn besonders das Wadi David erfreut sich großer Beliebtheit. Der Park öffnet um 8 Uhr und schliesst in den Herbst- und Wintermonaten um 16 Uhr. Im Sommer ist eine Stunde länger Besuchszeit.

Je nach Trail Badezeug & kleines Travelhandtuch mitnehmen, denn es gibt ein paar Gelegenheit, sich in den Naturpools und Wasserfällen zu erfrischen oder die Füße ins Wasser zu hängen.

Outdoor-taugliche Kleidung und feste Wanderschuhe (felsige Aufstiege!) sind absolut notwendig. Spaghetti-Tops und Badelatschen gehören nicht dazu! (Tja, mit eigenen Augen gesehen, ich bin immer wieder geschockt, wie manche Besucher unterwegs sind!) Je nach Länge der Tour sollte man mindestens drei bis fünf Liter Trinkwasser dabeihaben!

Lese- und Vorbereitungstipps

In meinem Artikel vom letzten Jahr gibt es noch mehr Tipps rund ums Tote Meer einschliesslich Jeeptour durch die israelische Wüste, Masada, Qumran und die Taufstelle am Jordan Nasr al-Yahud.


Auf meiner Rundreise durch die israelische Wüste wurde ich vom Staatlichen Israelischen Verkehrsbüro unterstützt. Alle Ansichten sind meine eigenen.MerkenMerkenMerkenMerkenMerkenMerkenMerkenMerken

Comments 13
  1. Pingback: Israel Reisetipps - Eine Woche unterwegs in Israel
  2. Die Wanderung interessiert mich am meisten.
    Ich überlege, Israel im nächsten Jahr mal zu besuchen. Ich hoffe das wird was.

    Und sah deine Haut nach der kurzen Schlammpackung besser aus? 🙂

    1. Ich habe den Schlamm gleich als feines Peeling benutzt, was bei der sehr feinkörnigen Konsistenz gut funktioniert hat. Samtweiche Haut hinterher, ich sag’s Dir! 😀 😀 😀

  3. Hallo Beatrice,

    das liest sich wirklich spannend. Sich im Toten Meer treiben lassen, eine Schlammkur, die interessanten Natur- und Tierbegegnungen klingen wirklich nach einer sehr abwechslungsreichen Reise.

    Ich musste über den Satz ‘Spaghetti-Tops und Badelatschen gehören nicht dazu!’ sehr schmunzeln. Ich bin auch immer wieder sehr erstaunt, in welchem Outfit und Schuhen (oder auch nicht) manche Leute auf irgendwelchen Trails anzutreffen sind.

    Viele Grüße,
    Tanja

    1. Hihi, dann freue ich mich aber, dass ich nicht die Einzige bin, die innerlich die Augen verdreht, wenn Leute ahnungslos und total falsch ausgestattet in der Gegend herumstolpern… 😉

  4. Hallo Beatrice, die Negev Wüste würde mich auch interessieren und das Ein Gedi Nature Reserve hört sich super an. Tolle Tipps. Israel ist doch vielfältiger als man denkt. Nur schade, dass das Tote Meer tatsächlich bald verschwindet, wenn die Israelis ihre Bewässerungstaktik nicht ändern.

    1. Es ist allerdings wahr, dass sich dringend an der Wasserpolitik etwas ändern müsste. Die Zerstörung der Landschaft durch den zurückweichenden Wasserspiegel und die “sink holes” ist leider unübersehbar.

  5. Also, sich dort im Wasser treiben lassen, stelle ich mir fabelhaft vor! Warum ist der Schlamm übrigens kalt?
    Ich habe übrigens schon auf Facebook die Steinböcke bewundert, die du so grandios eingefangen hast!
    Sonnige Grüße, Jutta

    1. In Costa Rica gibt es z. B. durch die vulkanischen Aktivitäten nett angewärmten Schlamm, mit dem man sich an den heißen Quellen einreiben kann. (Gibt’s das eigentlich auch in Island?! Also den warmen Schlamm?) Im Gegensatz dazu ist der Schlamm am Toten Meer schätzungsweise nur so 20 Grad warm. Das fühlt sich dann eher fröstelig an, wenn man sich damit einschmiert. (Ich bin halt auch zugegeben eine Frostbeule.) Liebe Grüße zurück, Beatrice

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