Meine Erfahrungen mit WWOOF in Deutschland

WWOOF Erfahrungen

Im Frühjahr 2021 war ich von der endlosen Covid-19 Pandemie so weich gekocht, dass ich nur noch eins wollte: raus aus Berlin, körperlich arbeiten und das möglichst in der Natur und mit Tieren. Endlich auf andere Gedanken kommen, statt den Tagen dabei zusehen, wie sie im immer gleichen Rhythmus verstreichen. Der Entschluss kam ziemlich spontan und ich begann sofort, ihn in die Tat umzusetzen. Ich erinnerte mich plötzlich, dass ich vor Jahren schon mal auf einem Gnadenhof gearbeitet hatte und diesen über das WWOOF-Netzwerk gefunden habe. Das Konzept lautet schlicht, dass man gegen Kost und Logis auf Bio-zertifizierten Höfen arbeitet – World Wide Opportunities on Organic Farms.

Ich bezahlte 25 EUR Jahresbeitrag für die Mitgliedschaft, erstellte mein Profil bei WWOOF Deutschland und begab mich sofort auf die Suche. Ich wollte unbedingt etwas mit Tieren machen, am liebsten mit Pferden oder Ziegen. Dank der verschiedenen Filtereinstellungen findet man auf der Website ziemlich schnell passende Höfe, die man dann anschreiben kann. Zunächst hatte ich mich auf das Umland von Berlin konzentriert, um nicht so weit fahren zu müssen. Die Höfe, für die ich mich interessierte, antworteten mir aber leider nicht.

Deshalb fing ich an, deutschlandweit zu suchen und stieß auf einen Pferdehof in der Eifel, der therapeutisches Reiten für behinderte Kinder anbot. Ich wurde mir mit der Besitzerin sehr schnell handelseinig und so machte ich mich kurzfristig auf in die alte Heimat (ich habe mehrere Jahre in Aachen gelebt und kannte die Gegend also ganz gut).

Meine sieben wichtigsten Tipps & WWOOF Erfahrungen

Den kleinen Hof samt Besitzer und die tierischen Bewohner habe ich sofort ins Herz geschlossen. Vom ersten Tag an war ich komplett in den Tagesablauf integriert und habe mich um ganz unterschiedliche Aufgaben gekümmert. Denkst du auch darüber nach, WWOOFer*in zu werden? Dann findest du hier meine wichtigsten Erfahrungen zusammengefasst:

Informationen einholen

Es ist wichtig, sich schon im Vorfeld gründlich zu informieren, um gut vorbereitet auf dem WWOOF-Hof anzukommen. Dabei spielen verschiedene Aspekte eine Rolle, um ein realistisches Bild von den Lebensbedingungen auf dem Bauernhof zu bekommen. Bevor man sich auf den Weg macht, sollte man beispielsweise klären, wie die Unterkunft aussieht – ob man ein eigenes Zimmer hat oder es gemeinsam mit anderen WWOOFern teilt. Ebenso ist es wichtig zu erfahren, ob WLAN vorhanden ist und welche sanitären Einrichtungen zur Verfügung stehen.

Ein weiterer Punkt betrifft die Arbeitszeiten, um sicherzustellen, dass man die Erwartungen des Gastgebers erfüllen kann. Auch die Frage nach der Verpflegung ist entscheidend, insbesondere für Veganer und Vegetarier. Es lohnt sich zu klären, welche Mahlzeiten angeboten werden und ob auf spezielle Ernährungsbedürfnisse Rücksicht genommen wird. Praktische Details wie die Möglichkeit, die Wäsche zu waschen, und die Bereitstellung von Arbeitsutensilien wie Gummistiefeln und Arbeitshandschuhen sollten ebenfalls im Vorfeld geklärt werden.

Strapazierfähige Kleidung

Machen wir uns nichts vor: Auf einer Farm wird angepackt, und es dauert nicht lange, bis man sich schmutzig macht. Daher ist es ratsam, strapazierfähige Kleidung zum Wechseln mitzubringen und zwischendurch die Waschmaschine zu nutzen, wenn dies möglich ist (siehe Punkt 1). Gerade in den kälteren Monaten ist es hilfreich, Schichten übereinander tragen zu können. In solchen Fällen sollten auch Mütze, Schal und Handschuhe nicht fehlen. Stabile, robuste und rutschfeste Schuhe sind ebenfalls von großer Bedeutung.

Wenn du viel mit Tieren zu tun hast, kann eine Fusselbürste nützlich sein, da deine Kleidung von oben bis unten mit Haaren bedeckt sein wird. Ebenfalls wichtig ist eine hochwertige Sonnencreme, da du den Großteil des Tages im Freien verbringst. Denke daran, dass eine gut vorbereitete Garderobe den Arbeitskomfort auf der Farm erheblich verbessern kann.

Anpassungsfähigkeit und Rücksicht sind gefragt

Öko-Höfe sind keine Luxusresorts, und es erfordert als arbeitender Gast in einem fremden Haushalt eine gewisse Anpassungsfähigkeit. Während es durchaus möglich ist, großes Glück zu haben und wie ein Familienmitglied aufgenommen zu werden, was in meinem Fall der Fall war, sollte man sich bewusst sein, dass es zunächst eine neue Situation ist. Es bedarf Zeit, um einander kennenzulernen und die Abläufe auf dem Hof zu verstehen. Es ist wichtig, offen für neue WWOOF Erfahrungen zu sein und eine positive Einstellung zu bewahren. In der Regel sind die Gastgeber daran interessiert, eine freundliche und unterstützende Umgebung zu schaffen, in der sich die WWOOFer wohlfühlen und gemeinsam mit der Familie und anderen Helfern eine positive Erfahrung machen können.

Ich habe absolut keine schlechten WWOOF Erfahrungen gemacht, aber trotzdem kann es auch mal nicht so gut laufen. Wenn du dich mit deinen Gastgebern nicht verstehst, mit der Arbeit nicht zurechtkommst oder Vereinbarungen nicht eingehalten werden, ist es womöglich besser, den WWOOF-Einsatz abzubrechen. Das eigene Bauchgefühl ist da meistens ein guter Ratgeber. Pflichtbewusstsein ist lobenswert, aber wenn du dich nicht wohlfühlst und es auch mit einem klärenden Gespräch nicht möglich ist, die Situation zu entspannen, solltest du besser gehen.

Sei kommunikativ

In einem WWOOF-Einsatz ist die Interaktion mit anderen WWOOFern und den Gastgebern ein wesentlicher Bestandteil. Es ist ratsam, sich aktiv an gemeinsamen Aktivitäten zu beteiligen, sei es beim Kochen, bei Treffen am Lagerfeuer oder bei anderen gemeinschaftlichen Unternehmungen. Das trägt nicht nur zur positiven Atmosphäre auf dem Hof bei, sondern ermöglicht auch das Teilen von Erfahrungen und das Knüpfen von Kontakten. Offenheit und Kommunikation sind Schlüsselaspekte für ein erfolgreiches Miteinander.

Eine besondere Note erhält diese Erfahrung, wenn die Gastgeber (wie meine WWOOF-Chefin) besonders offen und klug sind. Die Möglichkeit, über alle Themen zu sprechen, schafft eine Verbindung, die über die reine Arbeitsbeziehung hinausgeht. Mit ihr konnte ich über alle Themen dieser Welt hervorragend reden. Egal, wie viel Zeit wir miteinander verbrachten, uns ging nie der Gesprächsstoff aus. Unser Miteinander ist mir deshalb in ganz wunderbarer Erinnerung geblieben.

Mache dich auf körperliche Arbeit gefasst

Je nach deinem sportlichen Fitnesslevel und der Gewöhnung deines Körpers an körperliche Arbeit könntest du in den ersten Tagen vermutlich ziemlich müde sein. Die Stunden der Garten-, Stall- oder Feldarbeit können sehr anstrengend sein, sei es beim Zäune bauen, Heu machen oder Beete umgraben. Es ist durchaus möglich, dass du deinen Rücken spürst oder mit ordentlichem Muskelkater zu kämpfen hast. Glücklicherweise passt sich der Körper im Laufe der Zeit an die Arbeit an, und vielleicht besteht sogar die Möglichkeit, leichtere und schwerere Aufgaben abzuwechseln.

In deiner Freizeit ist es ratsam, ausreichend zu entspannen, besonders wenn du einen längeren Arbeitseinsatz vor dir hast. Gönne dir etwas Wohltuendes wie eine lange Dusche, ein heißes Bad oder ein wenig Stretching, um deine müden Glieder zu entspannen. Sorge für ausreichend Schlaf. Es ist wichtig, auf deinen Körper zu hören und ihm die notwendige Erholung zu geben, um nicht mit ständiger Erschöpfung zu kämpfen und dir dadurch die Freude an deinem Aufenthalt zu trüben.

Nutze deine Freizeit zum Entspannen

Es kann durchaus herausfordernd sein, neben der körperlichen Arbeit am Hof auch noch täglich Aufgaben am Laptop zu erledigen, wie ich selbst erfahren habe. Die Müdigkeit nach einem Tag voller körperlicher Anstrengung macht dies nicht einfacher.

Wenn es für dich möglich ist, plane in deiner Freizeit nicht zu viele Aktivitäten, sondern schalte lieber einen Gang zurück. Nutze die Gelegenheit, vor Ort zu entspannen, sei es bei einem Spaziergang, beim Kuscheln mit den Tieren oder einfach beim Lesen eines Buches. Diese Zeit der Erholung wird dir nicht nur dabei helfen, körperlich fit zu bleiben, sondern auch frisch und fokussiert an deine Laptop-Arbeit heranzugehen. Es ist wichtig, eine gesunde Balance zwischen Arbeit und Entspannung zu finden, um die Erfahrung auf dem Hof voll und ganz genießen zu können.

Respekt gegenüber der Natur und den Regeln deiner Gastgeber

Auf ökologischen Höfen, die auf nachhaltige Praktiken setzen, ist es von essenzieller Bedeutung, als WWOOFer respektvoll mit der Natur, den Tieren und der Umgebung umzugehen. Ebenso wichtig ist es, die Lebensweise und Regeln deiner Gastgeber zu akzeptieren und während deines Aufenthaltes zu beachten. Schließlich bist du gekommen, um etwas zu lernen und dich in die Gemeinschaft einzubringen.

Mein WWOOF Fazit

Absolut empfehlenswert! WWOOF Erfahrungen bietet nicht nur die Möglichkeit, in die Welt der (nachhaltigen) Landwirtschaft einzutauchen, sondern es ermöglicht auch tiefe Einblicke in lokale Gemeinschaften und einen persönlichen Austausch mit Gastgebern und anderen WWOOFern.

Meine WWOOF Erfahrungen: Während meines Aufenthalts habe ich nicht nur eine Menge über Pferdepflege und -training gelernt, sondern mich auch wie bei Freunden zu Hause gefühlt. Diese inspirierende und lohnenswerte Erfahrung war sogar der letzte Anstoß für mich, mein Leben noch mal ganz auf  den Kopf zu stellen und mich für einen Studienplatz zu bewerben.

Daher ermutige ich jeden, diese einzigartige Erfahrung zu machen und sich von den oben genannten Tipps nicht abschrecken zu lassen. Im Gegenteil, sie sollen dir helfen, deinen Einsatz zu planen und die richtigen Fragen zu stellen. Also, probiere es aus!


Offenlegung: Meine WWOOF Erfahrungen habe ich bei einem Einsatz gesammelt, den ich selbst organisiert und bezahlt habe. Ein besonderes Dankeschön geht an Ruth, meine Gastgeberin während meines WWOOF-Einsatzes. Ihre offene und unkomplizierte Art hat meine Erfahrung auf dem Hof ganz besonders gemacht. Ich habe viel gelernt und ich vermisse bis heute die gemeinsamen, köstlichen Mahlzeiten und die anregenden Gespräche.

Comments 8
  1. Hallo liebe Beatrice,
    Das klingt wirklich toll! Ich habe mich jetzt auch entschieden Wwoofen zu gehen, allerdings in Kanada. Deshalb wollte ich mal jemanden mit Erfahrung fragen, ob du weißt wie das mit dem Thema Kindergeld aussieht?
    Das würde mir wirklich sehr helfen! Vielen Dank und LG Anouk

    1. Liebe Anouk, tut mir leid, aber da habe ich keine Ahnung. In Ermangelung eigenen Nachwuchses kenne ich mich überhaupt nicht mit Fragen rund um Kindergeld aus. Viele liebe Grüße an dich!

  2. Hallo Beatrice,

    bei dem ersten Foto dachte ich schon: “Ha, den Hof und das Pferd kenne ich doch!”. Aber das war dann doch in einer anderen Ecke Deutschlands.

    Insgesamt kann ich das Wwoofen (oder Workaway, Helpx,…) aber auch nur wärmstens empfehlen. Ich verbringe seit gut 5 Jahren fast alle meine Urlaube so.
    Es ist ein toller Ausgleich zum Büro, man lernt viele neue Dinge und vor allem Menschen aus der ganzen Welt kennen.

    Auch deine Tipps kann ich voll unterschreiben. Was ich vielleicht noch ergänzen würde:
    Habe einen Plan B parat. Es kann immer passieren, dass der Aufenthalt nicht so läuft wie geplant oder einfach die Chemie mit den Gastgebern nicht stimmt. In dem Fall brauchst du die Möglichkeit einfach gehen zu können, also sollte etwas Geld für z.B. ein Busticket und ein Hostelbett auf der hohen Kante liegen.
    Bei mir ist das zum Glück bisher nur ein einziges Mal passiert, die restlichen Trips waren super.

    Viel Spaß dir bei den nächsten Abenteuern.

    1. Tausend Dank für deine netten Zeilen. Deine Ergänzung stimmt voll und ganz – speziell wenn man im Ausland unterwegs ist. Bei mir war es nicht so relevant, weil ich innerhalb von Deutschland gewwooft habe. Wenn es nicht gepasst hätte, wäre ich halt einfach wieder nach Hause gefahren.

      Wünsche Dir auch noch viele weitere tolle WWOOF-Trips!

  3. Liebe Beatrice,
    erstmal ein ganz großes Lob über deinen tollen Block, ich bin heute zufällig erst auf deine Seite gestoßen und bin einfach nur begeistert über deine tollen Berichte und kann mich gar nicht entscheiden, was ich als Nächstes lese 🙂

    Vielen Dank auch für deinen informativen Einblick in deine WWOOF-Erfahrung. Diese Möglichkeit sich auf einem Hof zu engagieren hat mich sehr inspiriert und ich werde mich dazu auf jeden Fall noch weiter informieren.
    Darf ich fragen, zu welchem Studienplatz dich dein Aufenthalt dort motiviert hat? Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Erfolg bei der Bewerbung.

    Liebe Grüße
    Sonja

    1. Liebe Sonja,
      herzlichen Dank für dein supernettes Feedback. Ich freue mich sehr, dass dir mein Blog gefällt und wünsche dir viel Erfolg bei der Suche nach einem geeigneten WWOOF-Hof für dich. Ich bewerbe mich um einen Studienplatz für Pferdewissenschaften…
      Sei mir herzlich gegrüßt,
      Beatrice

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