Was du über ein traditionelles Hamam wissen solltest

Hamam

Ich öffne die Tür und sehe… nichts. Dichter Dampf quillt mir entgegen. Nur mit großer Mühe und sehr schemenhaft kann ich ein paar Schatten im Halbdunkel erkennen. Ich taste mich ein paar Schritte vorwärts, die Tür fällt hinter mir zu. Es ist warm, feucht, ich höre Frauenstimmen und das Geklapper von Gefäßen. Ich bin im Hamam in der tunesischen Wüstenstadt Douz. Kein Wellness-Tempel, keine Wohlfühl-Kasperei, sondern ein Ort der Reinigung und des Austausches. Der Platz, wo sich jeder Bewohner von Douz einmal pro Woche ausgiebig der Körperpflege hingibt. Tagsüber die Frauen, abends die Männer.

Im Dampfbad in der tunesischen Wüstenstadt Douz

Langsam gewöhnen sich meine Augen an das Dämmerlicht. Ein Frau stupst mich von der Seite an und hält mir einen Eimer hin, den ich nehme, ohne recht zu wissen, was ich damit soll. Britta von Looping, die an meiner Seite ist, bekommt auch einen Kübel gereicht. Ich muss mich erst orientieren. Um mich herum lauter halbnackte Frauen mit Eimern voll Wasser. An der Wand ist ein Wasserbecken und ein Hahn. Ich befülle den Eimer und gehe direkt weiter in den zweiten Raum. Dort ist es etwas ruhig und noch einmal deutlich wärmer. Bis hierhin habe ich also alles richtig gemacht.

Auf einem erhöhten Podest sitzen die Frauen auf dem warmen Stein, reden, lachen und waschen sich. Alle haben ihre komplette Beauty-Ausstattung mitgebracht: Seife, Shampoo, Lotionen und natürlich der obligatorische Massage-Handschuh. Jetzt offenbaren sich erste Mängel, wir habe nämlich nichts dabei. Immerhin waren wir geistesgegenwärtig genug, uns am Eingang einen Massage-Handschuh zu kaufen und die typische Olivenseife, eingeschweisst in einem Plastikbeutel.

Erst einmal auf den warmen Stein setzen und entspannen. Um mich herum plätschert, gurgelt, tropft das Wasser. Ich lasse mich von der feuchten Hitze einlullen, höre auf das arabische Stimmengewirr und das Gelächter. Ich sehe Freundinnen, die sich gegenseitig den Rücken waschen und Mütter mit kleinen Kindern, die in Badezubern sitzen und kräftig abgerubbelt werden.

Bodycare Tunisian Style

Ich beisse mit den Zähnen das kleine Plastiktütchen mit der Olivenseife auf, weil meine nassen Finger keinen Halt an der Verpackung finden. Der nicht schäumende Inhalt erinnert mich eher an eine Paste, als an eine Seife. Ich verteile das dunkelgrüne Gemisch auf der Haut, spüle mit warmen Wasser nach. Die Seifenschaum-Berge, die man aus dem türkischen Hamam kennt, gibt es hier nicht. Der Massage-Handschuh fühlt sich angenehm auf der feuchten Haut an, nicht zu weich und nicht zu rauh.

Britta und ich wechseln jetzt in den dritten und letzten Raum mit der höchsten Temperatur, massieren uns gegenseitig den Rücken, lachen und reden, als würden wir dazugehören. Dass wir Ausländer sind, interessiert niemand. Wieder einmal denken wir, was wir für ein großes Glück zu haben, so selbstverständlich von den Einheimischen aufgenommen zu werden.

So ist es uns auch beim Sahara-Festival in Douz ergangen.

Tipps für ein traditionelles Hamam

Wellness-Faktor: Eher niedrig, denn ein einfaches Hamam, wo die Bevölkerung hingeht, punktet eher durch Authentizität, als durch Schönheit. Alles ist recht pragmatisch, aber trotzdem sauber.

Was du mitnehmen solltest: Es ist üblich, im Hamam einen Slip oder ein Bikini-Höschen zu tragen. Gut ist ansonsten alles, was du sonst auch für die Schönheitspflege verwendest: Seife, Haarshampoo, ggf. Spülung oder eine Haarmaske, die man bei der Wärme gut einwirken lassen kann. Die Besucher sind in der Regel barfuß, aber wenn dir wohler dabei ist, kannst du natürlich Badeschuhe tragen. Ansonsten brauchst du noch Handtücher zum Abtrocknen und ggf. Bodylotion/Körperöl zum Eincremen hinterher. Die typische Olivenseife und einen Massage-Handschuh konnten wir im Hamam kaufen.

Preise: Der Eintritt ist mit ca. 2,50 EUR sehr günstig. Es ist üblich, sich selbst um seine Körperpflege zu kümmern. Aber es gibt auch eine Masseurin, die man für ca. 3 EUR buchen kann, um sich abschrubben zu lassen.

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